Winsen. Golf-Turnierdirektor Dominik Senn will die Porsche European Open in der Metropolregion etablieren und weiterentwickeln

    Sein Tag auf dem Golfclub Green Eagle in Winsen fängt um sechs Uhr morgens an. Turnierdirektor Dominik Senn (50) checkt bis ins Detail, ob organisatorisch alles läuft. Mit seiner Agentur 4Sports hält der Schweizer, früher ein Ski-Rennläufer und Top-Amateurgolfer, bis 2021 (inklusive Option zur Verlängerung) die Rechte an den Porsche European Open.

    Herr Senn, wann ist ein Golfevent wie dieses in Winsen für einen Turnierdirektor ein gutes oder sogar sehr gutes Turnier?

    Dominik Senn: Im Vorfeld steht über allem, ein starkes Teilnehmerfeld präsentieren zu können. Wenn die von uns engagierten Stars dann am Wochenende auch vorne dabei sind und idealerweise um den Sieg mitspielen, hast du automatisch auch die Zuschauer auf der Anlage – und der Sponsor ist zufrieden.

    Sie sind jetzt im zweiten Jahr in Winsen ...

    ... und das macht sich vor allem bei der Organisation deutlich bemerkbar, ein weiterer Faktor bezüglich der Frage nach der Zufriedenheit. 2017 hatten wir noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen, dieses Mal bekomme ich viele positive Rückmeldungen, auch was beispielsweise das Catering betrifft. Ich spüre eine angenehme, entspannte Ruhe, das Wetter hilft natürlich auch.

    Wie möchten Sie die Porsche European Open mittelfristig entwickeln?

    Als kleines, aber feines Turnier. Beim Preisgeld (zwei Millionen Euro, d. Red.) können wir mit den ganz großen Turnieren nicht mithalten. Unser Ziel muss und wird es aber weiterhin sein, Weltklasse-Spieler, die aktuell auf der PGA-Tour die Musik machen, zu präsentieren. So wie zum Beispiel in diesem Jahr Patrick Reed oder Bryson DeChambeau.

    Sie betreuen mit Ihrer Agentur 4Sports etliche Spieler. Wie sind diese Topspieler zu locken – nur mit Antrittsgeldern und den Prämien, oder spielen auch noch andere, weichere Faktoren eine Rolle?

    Natürlich ist Geld ein Faktor, aber nicht der einzige. Wichtig ist auch die jeweilige Saisonplanung. Ein Profi setzt seine Höhepunkte und überlegt, ob er in den Wochen davor Spielpraxis braucht, um seinen Rhythmus zu behalten. Dabei schaut er genau auf den Platz: Liegt er mir von der Länge, der Topografie, ist der Platz geeignet, mich mental aufzubauen vor dem nächsten Saisonhöhepunkt? Nicht zu unterschätzen sind aber auch eine gute Organisation und das Umfeld. Wer so viel reist wie die Spieler, legt Wert auf perfekte Bedingungen. Dazu gehören selbst einfache Dinge wie gutes Essen, leichte Anfahrt oder gute Hotels, die Optionen für Fitnesseinheiten bieten. Das ist nicht bei allen Turnieren selbstverständlich.

    Ihr Turnier findet in der Woche nach den British Open statt, so konnten Sie einige Amerikaner überzeugen, noch eine Woche in Europa zu bleiben und hier zu spielen. Andererseits finden parallel die Senior Open mit Bernhard Langer statt. Was ist der optimale Termin für Ihr Turnier?

    Sie dürfen auch die Urlaubszeit nicht vergessen. Wir planen deshalb, das Turnier in den Herbst zu verlegen. Der Vorteil dieses Zeitpunkts ist es, dass dann das Fedex-Cup-Finale gelaufen ist und die US-Amerikaner frei sind. Das machte es viel einfacher, diese Spieler in Deutschland zu präsentieren ...

    ... und womöglich auch Bernhard Langer und eventuell Martin Kaymer?

    Mit Bernhard bin ich in einem guten Kontakt und sehr optimistisch, dass er 2019 bei einem späteren Termin unsere Einladung annimmt. Bei Martin möchte ich keine Prognose wagen. Seine Planung ist schwieriger einzuschätzen.

    Sie könnten laut Vertrag das Turnier auch an einem anderen Standort durchführen. Das scheint aber keine Option zu sein.

    Ist es auch nicht. Wir planen, hier langfristig zu bleiben. Sie müssen einem Turnier auch eine gewisse Zeit geben, um sich eta­blieren zu können. Die Nähe zu Hamburg ist zudem wichtig für unsere Partner und deren Aktivitäten.

    Vergangenes Jahr gab es auch Überlegungen, auf dem Gelände ein Konzert durchzuführen. Was ist aus den Plänen geworden?

    Wir haben uns zunächst entschieden, uns aufs Sportliche zu fokussieren. Wenn wir feststellen, dass viele Zuschauer bis zum Abend auf der Anlage bleiben, ist es aber später eine Option, im Public Village so etwas anzubieten.

    Wie schätzen Sie das Potenzial für Golf in Deutschland ein? Braucht es mehr Turniere, um dem Sport einen Schub zu geben?

    Nein. Ein wertiges Turnier im Süden Deutschlands und eines im Norden, das passt so, wie es gerade ist. Den größten Schwung könnten deutsche Topsportler geben, die oben mitspielen. So etwas motiviert junge Menschen, selbst zum Schläger zu greifen. In unserer Gesellschaft mit der Bedeutung von sozialen Medien konzentrieren sich viele Menschen auf fünf, sechs Namen. Das gilt auch im Golfsport.