Hamburg. Masters-Sieger aus Texas kehrt zu den Porsche European Open zurück

    In der 473 Meter langen 18. Spielbahn, 208 Meter vom Grün entfernt, haben sie auf dem Porsche Nordkurs in Green Eagle eine Plakette in den Boden des Fairways eingelassen, die alle Golfer daran erinnern soll, von wo aus Patrick Reed 2017 mit dem zweiten Schlag einlochte. Ein sogenannter Albatros, drei Schläge unter Bahnstandard, eine außergewöhnliche Leistung. „Ich freue mich sehr darüber“, sagte Reed bei seiner Rückkehr auf diesen Golfplatz in Winsen, einen Tag vor dem Start der 40. Porsche European Open am heutigen Donnerstag. „Es war mein erster Albatros als Profi – und dann gleich auf diesem wunderbaren Platz.“

    Der 27-Jährige ging offenbar bester Laune in seine nachmittägliche Runde beim ProAm, bei dem Profis und Amateure eine Runde spielen. Er lachte, freute sich, warf mit Komplimenten um sich. Ja, er wurde sicherlich wie die anderen Starprofis von der US-Tour, Bryson DeChambeau, Pat Perez (USA), Charl Schwartzel (Südafrika) und Paul Casey (England), mit einem hübschen Startgeld gelockt, aber er vermittelt den Eindruck, seinen Job hier gern zu machen. „Die Freundlichkeit der Leute im vergangenen Jahr, die Gastfreundschaft und wie das Turnier organisiert war, war außergewöhnlich. Meine Frau, mein Bruder und ich haben es geliebt, und es war klar, dass wir gern zurückkommen würden.“ Platz 19 hatte er 2017 belegt, sieben Schläge hinter Sieger Jordan Smith (England).

    Nun ist Reed also wieder da, ein Jahr älter und einen Masters-Sieg samt 1,98 Millionen Dollar Preisgeld reicher. Im April gelang dem Texaner in Augusta sein erster Triumph bei einem Majorturnier. Er hat sich damit unter die ganz Großen seines Sports eingereiht, trägt das berühmte grüne Jackett, hat ein lebenslanges Startrecht auf dem Traumplatz mit dem berühmten Amen Corner. „Das grüne Jackett hängt bei mir zu Hause“, erzählt er. „Es erinnert mich immer daran, dass sich harte Arbeit auszeichnet.“ Und sonst? „Ich persönlich fühle mich nicht anders. Ein solches Turnier zu gewinnen gibt dir die Sicherheit, dass man in der Vergangenheit die richtigen Dinge getan hat“, sagt der Weltranglisten-13. „Der größte Unterschied ist, dass die Leute mich zu Hause auch in normaler Kleidung erkennen und reden oder Fotos machen wollen.“

    Da hat sich dann aber schon etwas geändert. Denn Reed hatte ja nicht bei jedem Golffan den allerbesten Ruf. Ein Hitzkopf sei er, Anflüge von Arroganz, egoistisch. An seiner Universität in Georgia haben sie ihn nach einem Jahr rausgeworfen – Betrug beim Wettspiel, Diebstahl in der Umkleidekabine und zwei Festnahmen wegen Trunkenheit. So etwas bleibt hängen. Als beim Masters auf der Schlussrunde Rickie Fowler Schlag um Schlag aufholte, drückten die meisten Fans dem sehr populären Fowler die Daumen. Andererseits hat sich Reed insbesondere beim Ryder Cup, dem Kontinentalvergleich mit Europa, mit seiner mitreißenden Art als ein Teamleader etabliert. „Captain America“ nennen sie ihn. Ende September ist es in Paris wieder so weit: „Das wird ein heißes Ding und sicherlich viel Spaß.“

    Überhaupt: Spaß. Das sagt er oft in Hamburg und Winsen. Das Fahrtraining im Sportwagen des Hauptsponsors: Spaß. Im letzten Jahr hat er seiner Frau ein 911er-Cabrio geschenkt – „ihr Traumauto“. Und ein Spaß war auch das Showevent auf der Reeperbahn am Dienstagabend. „Eine super Sache. Das ist etwas, was oft fehlt. Die Fans sehen uns meist nur auf dem Platz hochkonzentriert, sie sehen uns nicht als die Typen, die wir wirklich sind, wie entspannt wir sein können und dass wir Spieler auch eine große Familie sind.“

    Immerhin um zwei Millionen Euro kämpfen die 154 Spieler in den kommenden vier Tagen. Reed fühlt sich in Topform. Hitze? Kein Thema. „Bei dem tollen Wetter fühle ich mich wie zu Hause. Der Golfplatz ist in perfekter Form“, sagt der Texaner. Auch DeChambeau, der 24 Jahre alte Shootingstar der US-Tour hält den Platz für „großartig“. Casey möchte mit einer starken Platzierung seine Chance auf das europäische Ryder-Cup-Team verbessern. „Ich denke, 16 unter Par muss der Gewinner schon spielen“, sagt er. Marcel Siem aus Ratingen, der vergangenes Jahr mit einem Hole in One einen Porsche gewann, freut sich darauf, vor heimischen Publikum zu spielen: „Mich spornt das an. Und es wird Zeit, dass ich mal wieder etwas erreiche.“

    An die norddeutschen Fans hat auch Reed nur beste Erinnerungen: „Letztes Jahr wusste ich nicht, was ich zu erwarten hatte“, sagt er. „Ich war positiv überrascht, auch dass so viele bei dem schlechten Wetter hier waren. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viele jetzt bei gutem Wetter kommen.“