hAMBURG. Für Michael Stich und Florian Mayer ist nach diesem Turnier in Hamburg Schluss: Stich hört als Turnierdirektor auf, Mayer als aktiver Profi

    Die Bestätigung kam am Dienstagmorgen. Mit einem Privatflieger wird Michael Stich am Sonntagmittag die letzte Etappe seiner verrückten Amerika-Reise von Frankfurt nach Hamburg hinter sich bringen, um pünktlich am Rothenbaum einzutreffen. Sollte also an der Nordostküste der USA nicht ein schweres Unwetter toben oder Donald Trump, was ihm zuzutrauen ist, schnell noch eine Mauer um alle Flughäfen bauen, dann dürfte dem Legendenmatch nichts mehr entgegenstehen. Mit dem Schaukampf eröffnet der 49 Jahre alte Turnierdirektor die traditionsreichste deutsche Herrentennisveranstaltung.

    Tatsächlich wäre es aus zwei Gründen gut, wenn Stich rechtzeitig um 18 Uhr auf dem Centre-Court stünde. Nicht nur, weil der Bezahlsender Sky die Partie gegen den US-Amerikaner John McEnroe (59) live auf seinem frei empfangbaren News-Kanal zeigt. Sondern auch, weil alle 7500 Tickets für das Match der Altmeister bereits im Vorverkauf abgesetzt werden konnten. „Das hatten wir noch nie. Es zeigt, dass es ein Interesse an uns alten Herren gibt, das uns stolz macht“, sagte Stich, als er am Dienstagmittag im Centre-Court-Restaurant auf der Anlage an der Hallerstraße letzte Informationen vor dem Turnierstart verkündete.

    Die Vorbereitung auf das letzte Legendenmatch seines Lebens wird Stich in der Businessklasse eines Lufthansa-Fluges von Boston nach Frankfurt absolvieren müssen. Der Grund für seine USA-Reise, die an diesem Donnerstag beginnt, ist allerdings ein guter: Der Wimbledonsieger von 1991, der vor 25 Jahren als letzter Deutscher am Rothenbaum triumphierte, wird offiziell zur Legende erklärt. Am Sonnabendabend wird Stich auf einem Fest­bankett in Newport (US-Bundesstaat Rhode Island) in die International Hall of Fame des Tennissports aufgenommen. „Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich dort persönlich anwesend bin“, sagte er. Aus Neuseeland fliegt sogar Stichs langjähriger Trainer Mark Lewis ein.

    McEnroe, der bereits am Sonnabend nach Hamburg kommt und bei der Auslosung um 16 Uhr auf der Anlage als Losfee agiert, drückt Stich die Daumen, dass logistisch alles glattgeht. „Zu spät kommen lasse ich als Ausrede nicht gelten“, scherzte der siebenfache Grand-Slam-Champion kürzlich in Wimbledon, wo er mit Stich 1992 den Doppelwettbewerb gewann.

    Pünktlich beginnen kann in jedem Fall der Hauptfeldwettbewerb am Montag (11 Uhr) mit 32 Teilnehmern. Nachdem lediglich der Grieche Stefanos Tsitsipas (19/Nr. 32 der Weltrangliste) und der Italiener Andreas Seppi (34/Nr. 50) ihre Startzusagen zurückzogen, rückte der Warsteiner Jan-Lennard Struff (28/Nr. 53) nach. Weil Stich Wildcards an Florian Mayer (34/Bayreuth/Nr. 94) und Rudi Molleker (17/Berlin/Nr. 275) vergab, stehen mit Philipp Kohlschreiber (34/Augsburg/Nr. 24), Peter Gojowczyk (29/München/Nr. 40) und Maximilian Marterer (23/Nürnberg/ Nr. 49) sechs Deutsche im Hauptfeld.

    Über die Qualifikation, in der am Sonnabend und Sonntag (Spielbeginn 11 Uhr) vier weitere Starter ermittelt werden, könnten es weitere deutsche Profis schaffen. Das genaue Feld steht noch nicht fest. Klar ist aber, dass der Münchner Daniel Masur (23/Nr. 352), Niklas Guttau (18/Nr. 1787) aus Timmendorfer Strand und der Hamburger Marvin Möller (19/Nr. 510) Wildcards erhalten. Dass Stich die Freitickets – das dritte fürs Hauptfeld erhielt das norwegische Toptalent Casper Ruud (19/Nr. 147) – in diesem Jahr erstmals ohne Absprache mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB) vergeben hat, ist im Verband mit Missfallen registriert worden. Stich, der sich bei der Neuvergabe der Turnierausrichtungsrechte an den Österreicher Peter-Michael Reichel im Herbst 2017 vom DTB über den Tisch gezogen fühlte, ficht das nicht an. „Flo Mayer hat hier im vergangenen Jahr im Finale gestanden, er hat in den zehn Jahren unter unserer Ägide dem Turnier die Treue gehalten und beendet in diesem Jahr seine Karriere. Rudi Molleker ist ein Toptalent und hat im vergangenen Jahr hier die Fans begeistert. Und Casper Ruud ist ein sehr interessanter Spieler“, sagte er.

    Alle gemeldeten Topspieler wollen ihre Startzusagen einhalten, allen voran der Österreicher Dominic Thiem (24), als Weltranglistenneunter die Nummer eins der Setzliste und als Sandplatzspezialist auch Titelfavorit. Die Nackenblessur, die ihn in Wimbledon zur Aufgabe zwang, ist ausgeheilt. Stichs Geschäftspartner Detlef Hammer hofft nun noch darauf, dass die Fans das Angebot, alle Spiele außerhalb des Centre-Courts kostenfrei anzuschauen, nutzen werden – und dass der Wimbledon-Triumph Angelique Kerbers das Interesse auch für Herrentennis befeuert. „Dann“, so glaubt er, „werden wir Michael eine tolle Abschiedswoche bereiten.“ Zum Finale am 29. Juli ist der Chef mit Sicherheit zurück …