Le Grand-Bornand. Ausgerechnet am Berg holt Julian Alaphilippe den Tagessieg gegen die Spezialisten

    In der Hotelbar Le Vermont war sich der Mann mit dem Strohhut und den Frankreich-Flaggen auf den Wangen schon fünf Kilometer vor Rennende sicher: Da passiert nichts mehr. Vier Kilometer später war sich dann auch Julian Alaphilippe sicher, dass er den Sieg bei der ersten Bergetappe von Annecy nach Le Grand-Bornand holt. Mit großem Vorsprung machte der 26-jährige Radprofi von Quick-Step Floors den ersten französischen Sieg perfekt. „Mir fehlen die Worte. Ein Sieg bei der Tour ist immer mein großer Traum gewesen“, sagte der Franzose. „Très bien“, stimmte auch der Mann mit dem Strohhut zu.

    Alaphilippe ist eigentlich kein Kletter-Spezialist. Obwohl genau die in den kommenden Tagen in den Alpen gefragt sind. „Es fühlt sich ein bisschen an wie ein Neustart. In den ersten drei Tagen nach dem Ruhetag geht es um alles oder nichts“, sagt der Niederländer Tom Dumoulin vom deutschen Team Sunweb. Der 28-Jährige ist ein Anwärter auf das Gelbe Trikot, aber der Druck liegt vor allem auf dem viermaligen Tour-Sieger Chris Froome, der am Ende als Vierter die Ziellinie überquerte.

    Sein Team Sky zeigte am Dienstag eindrucksvoll seine Stärken und legte ein enormes Tempo vor. Kurz vor der Abfahrt nach Le Grand-Bornand mühten sich die Radprofis noch auf den 1618 Meter hohen Col de la Colombière hoch. Sky machte dort mächtig Druck. „Sie ­lassen nichts anbrennen. Sie haben die stärkste Mannschaft hier für diese ­Etappen. Wie in den vergangenen Jahren drücken sie den Rennen hier ihren Stempel auf“, sagte der Berliner Simon Geschke nach dem Rennen. Der 32-Jährige ist der wichtigste Helfer von Dumoulin und begleitete seinen Kapitän bis zum letzten Anstieg. Dumoulin war zufrieden: „Es war sehr kontrolliert, wie ich es erwartet hatte. Vielleicht haben einige Pläne im Kopf, die sie sicherten für die nächsten Tage.“ Ob die erfolgreich werden, das hängt auch an Geschke – und ob Sky tatsächlich die Tour dominieren kann. Am Ruhetag hatte Froome daran keinen Zweifel gelassen: „Ich bin genau da, wo ich zu diesem Zeitpunkt stehen muss.“