Hamburg. Clubs und Berater buhlen um den Brasilianer. Becker blockt Wolfsburg-Interesse ab

    Die Schonzeit endet am Donnerstag. Dann soll Douglas Santos wieder mit seiner Mannschaft trainieren. Seit einer Woche leidet der Linksverteidiger des HSV an Problemen mit dem Hüftbeuger. Santos verpasste deshalb im Trainingslager in Österreich sowohl den Test gegen ZSKA Moskau als auch gegen Rapid Wien. „Ich freue mich, wenn er bald wieder gesund ist und zur Mannschaft stößt“, sagte Trainer Christian Titz. „Douglas spielt in unseren Überlegungen eine sehr wichtige Rolle. Er ist ein außergewöhnlich guter linker Außenverteidiger, gerade für die Art wie wir Fußball spielen wollen.“

    Dass der HSV mit dem 24-Jährigen einen außergewöhnlich guten Linksverteidiger hat, ist natürlich auch außerhalb Hamburgs bekannt. Der Olympiasieger hat zwar gerade erst erklärt, auch in der Zweiten Liga gerne für den HSV zu spielen, doch hinter den Kulissen läuft längst ein neuer Kampf um den begehrten Brasilianer. Dabei geht es nicht nur um potenzielle Interessenten, sondern auch um beteiligte Berater.

    Nach Abendblatt-Informationen hat der VfL Wolfsburg auf der Suche nach einem neuen Linksverteidiger auch den HSV-Profi in den engen Kreis der Kandidaten aufgenommen. VfL-Trainer Bruno Labbadia wünscht sich auf dieser Position eine Verstärkung. Vor zwei Jahren hatte Santos unter Labbadia in der Bundesliga debütiert und war unter ihm gesetzt, obwohl der Ex-HSV-Trainer den Linksfuß zunächst gar nicht haben wollte.

    Wie das Abendblatt erfuhr, haben Mittelsmänner einer deutschen Beraterfirma Kontakt zu Santos brasilianischer Agentur aufgenommen und sich auch bei HSV-Sportvorstand Ralf Becker erkundigt, um einen Wechsel nach Wolfsburg zu forcieren. Der Hamburger Manager blockte jedoch ab. Der HSV will den Außenverteidiger unbedingt halten. „Douglas ist in unserem System ein zentraler Bestandteil. Wir haben ihn für die kommende Spielzeit fest eingeplant“, sagte Becker am Montag auf Nachfrage und erklärte Santos, der beim HSV noch einen Vertrag bis 2021 hat, damit für nicht verkäuflich.

    Ungeahndet dessen bieten die brasilianischen Agenten, die das Mandat für Santos besitzen, ihren Klienten derzeit aktiv auf dem Markt an. Vor allem in England soll es interessierte Clubs geben. Erwartet wird, dass der Transfermarkt in der Premier League nach dem Ende der Weltmeisterschaft erst jetzt in Gang kommt. Dann werden sich auch weitere Verein mit Santos beschäftigen.

    Klar ist, dass es beim HSV eine finanzielle Schmerzgrenze gibt, sollte der Club ein lukratives Angebot erhalten. Dass die Engländer bereit sind, eine Summe in dieser Größenordnung zu zahlen, zeigte sich zuletzt mehrfach. Der FC Southampton etwa, 17. der vergangenen Saison, zahlte gerade erst für Mönchengladbachs Verteidiger Jannik Vestergaard eine Ablöse in Höhe von 20 Millionen Euro. Eine Summe, bei der auch der HSV schwach werden würde. Zudem ist noch unklar, welchen Betrag der Club an Investor Klaus-Michel Kühne zurückzahlen müsste, der den Transfer von Atlético Mineiro nach Hamburg für 7,5 Millionen Euro vor zwei Jahren per Darlehen finanziert hatte.

    Im Gegensatz zu Fiete Arp, der im Volkspark nur noch ein Jahr unter Vertrag steht und daher vermutlich für eine deutlich geringere Ablöse zum FC Bayern München wechseln wird als ursprünglich erhofft, muss der HSV Santos nicht unter Wert abgeben. Für die Hamburger ist Santos derzeit die wertvollste Aktie im Zweitliga-Kader. Auch deshalb versuchen Berater, die gar nicht über das Mandat verfügen, sich in das Geschäft um den ehemaligen Nationalspieler einzumischen.

    Vor allem aber kämpft der HSV selbst um Santos. Sportchef Becker flog vor vier Wochen extra nach Brasilien, um den Spieler in seiner Heimat João Pessoa zu besuchen und ihm seine Wertschätzung zu übermitteln. Eine Aktion, die bei Santos richtig gut ankam. „Darüber habe ich mich sehr gefreut. Das zeigt meinen Stellenwert für die Mannschaft. Der Besuch und die Unterhaltung waren wichtige Gründe dafür, dass ich mit großer Lust zum HSV zurückgekehrt bin“, sagte Santos gerade erst im Interview mit der „Welt“.

    Santos will zurück in die Nationalmannschaft

    Darin machte er auch deutlich, dass er keine Probleme habe, mit Hamburg in der Zweiten Liga zu spielen. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Es gibt aktuell keinen Grund, jetzt den Verein zu verlassen“, sagte Santos. Allerdings will der Linksfuß über kurz oder lang zurück in die Nationalmannschaft. Vor zwei Jahren hatte Santos unter Carlos Dunga in einem Freundschaftsspiel in der Seleção sein Debüt gegeben. Um auf den Radar der brasilianischen Auswahl zurückzukehren, müsste er in einer der europäischen Topligen spielen.

    Der HSV hofft, Santos über die Spielphilosophie des Ballbesitzes in Hamburg halten zu können. „Unter Christian Titz habe ich wieder Spaß am Fußball. Seine Spielweise liegt mir. Ich bin ein Spieler, der den Ball liebt“, sagte Santos in der „Welt.“ Worte, die Trainer Titz und Sportchef Becker mit Freude zur Kenntnis genommen haben. Am Donnerstag darf Santos auch endlich wieder mit dem Ball spielen. Und auch das Pokerspiel um den Brasilianer geht in die nächste Runde.