London. Trainer Wim Fissette über die Zusammenarbeit mit Angelique Kerber

    Er führte Belgiens Topspielerin Kim Clijsters zu drei Grand-Slam-Titeln (2009–2011), Sabine Lisicki 2013 ins Wimbledon-Finale – und nun holte der Belgier Wim Fissette (38) mit Angelique Kerber den Titel.

    Herr Fissette, wie ordnen Sie diesen Titel ein?

    Wim Fissette: Wimbledon ist das wichtigste Turnier der Welt, für Angie wie für mich. Wenn sie nur ein Turnier gewinnen könnte, würde sie sich für Wimbledon entscheiden. Es ist deshalb das Größte, was sie je erreicht hat.

    Ab wann glaubten Sie daran?

    Seit ein paar Tagen hatte ich ein sehr gutes Gefühl. Sie ist mental sehr solide geblieben, obwohl die Matches alle hart waren. Als sie sich am Morgen sehr konzentriert einschlug, habe ich ihre Überzeugung gesehen, dass sie glaubte, gewinnen zu können. Ich wusste, dass sie stark spielen würde.

    Was waren die wichtigsten Änderungen, die Sie vorgenommen haben seit Ende 2017?

    Ich habe ihr am ersten Tag ein Video gezeigt, in dem ich Szenen von ihr zusammengeschnitten habe, die die Angie zeigten, die ich sehen wollte. Sie sollte aggressiv spielen, das Match bestimmen.

    Sie haben auch ihren Aufschlag verbessert. Wie ist das gelungen?

    Das war vor allem ein mentales Problem. Alle sagten, sie schlage schlecht auf. Das hat sie irgendwann geglaubt.

    2016 war sie die Nummer eins der Welt, gewann zwei Grand-Slam-Titel. Kann man Erfolg verlernen? Was haben Sie getan, um sie zu stabilisieren?

    Mein Vorgänger Torben Beltz hat großartige Arbeit geleistet. Aber irgendwann braucht man etwas Neues, neue Moti­vation, eine andere Stimme.

    Wird es nun schwerer oder einfacher für Sie in der Zusammenarbeit?

    Das wird sich zeigen. Es gibt viel zu optimieren. Mal sehen, ob sie noch mehr will. Aber wie ich sie einschätze, ist das der Fall. Sie ist sehr ehrgeizig und unglaublich selbstkritisch.

    Jetzt fehlt noch Paris in der Sammlung ...

    Sand wird immer der schwierigste Belag für sie bleiben. In diesem Jahr hat sie gut gespielt, im Viertelfinale fehlte wegen der Verletzung in der Vorbereitung die Kondition. Aber sie hat verstanden, worum es geht. Sie kann auch die French Open gewinnen. (bj)