Maria Alm. Bernd Nehrig feiert Comeback, sieht das Team auf einem guten Weg und warnt: „Wir dürfen uns nicht ausruhen“

    „Man muss aggressiv sein und auch mal einem anderen von hinten reinrauschen“, sagt Bernd Nehrig. „Es muss auch knallen, danach gibt man sich wieder die Hand.“ Als der Kapitän des FC St. Pauli diese Sätze am Sonntagvormittag von sich gibt, spricht er – trotz gewisser Parallelen – nicht über die von ihm bevorzugte Spielweise auf dem Fußballplatz. Der 31-Jährige hatte gerade auf der Kartbahn des Brandlhofs bei Saalfelden sein Rennen bestritten und war begeistert von den harten, aber eher ungefährlichen Duellen und Berührungen auf der Piste – vor allem in der Schikane, in der sich schon mal vier Karts ineinander verkeilten.

    An dieser Teambuilding-Maßnahme im Rahmen des Trainingslagers hatte Bernd Nehrig auch deshalb so viel Spaß, weil er am Nachmittag zuvor beim 3:0-Sieg im Testspiel gegen den FC Liefering (siehe Text links) erfolgreich sein Comeback gegeben hatte. Seit Ende April hatte ihn eine hartnäckige Verletzung an der linken Wade und Achillessehne geplagt. Für das existenziell wichtige Heimspiel gegen Greuther Fürth (3:0) hatte er sich trotz der davor schon vorhandenen Probleme in den Dienst der Mannschaft gestellt. Erst als das Spiel entschieden war, ließ er sich auswechseln. „Im Urlaub habe ich mir Gedanken gemacht, ob dies wirklich das Richtige war. Aber unter dem Strich würde ich sagen, ich würde es jederzeit wieder so machen“, sagte Nehrig jetzt. Zuletzt hatte die Belastung im Aufbautraining auch noch für eine muskuläre Reaktion in seiner rechten Wade gesorgt. „Es war wohl eine Art Fehlbelastung. Deshalb waren wir jetzt mit dem Comeback auch etwas vorsichtiger, um nicht gleich wieder in etwas Neues hineinzurennen“, sagt er.

    Nach nur einer Einheit mit dem Team kam Nehrig gegen Liefering für die letzten 30 Minuten auf den Rasen. „Natürlich lief es noch nicht so hundertprozentig rund. Die Spannung und die Kraft waren noch nicht so da. Das Wichtigste ist aber, dass die linke Wade und die Achillessehne gehalten haben. Darauf kann man aufbauen“, sagte der Mittelfeldspieler. Trainer Markus Kauczinski fügte hinzu: „Ich bin froh, dass Bernd wieder trainiert. Da das Spiel nicht so hart und körperlich war, dass ich hätte Angst haben müssen, konnte er sich ein bisschen reinfinden. Für ihn war das ein guter Test – auch für den Kopf, weil er jetzt weiß, dass das Ding hält.“

    Auch wenn Nehrig demnächst wieder voll einsatzfähig sein wird, kann er sich nicht sicher sein, sofort wieder einen Stammplatz zu erhalten. „Es ist auch für ihn ein harter Konkurrenzkampf. Wir sind im Mittelfeld gut besetzt“, sagt Trainer Kauczinski dazu.

    Diese Einschätzung teilt auch Nehrig, der bisher einen guten Eindruck von seinem Team hat. „Die Einheiten hier im Trainingslager und auch das Spiel gegen Liefering zeigen mir, dass wir es kapiert und die Lehren gezogen haben aus der vergangenen Saison. Wir haben verinnerlicht, dass es nicht darauf ankommt, alles richtig und alles schön zu machen, sondern dass man mit einer absoluten Leidenschaft, mit Einstellung und Engagement präsent ist“, sagte er auch im Rückblick auf die entscheidenden Heimsiege gegen Fürth und Bielefeld, die für den Klassenverbleib gesorgt hatten. „So ein Erlebnis kann eine Mannschaft auch zusammenschweißen. Wir tun aber gut daran, uns nicht darauf auszuruhen, sondern daran weiterzuarbeiten, dass es noch enger, fester und eingeschworener wird“, mahnt Nehrig an, der gern auch in der neuen Saison Kapitän sein möchte. Die Wahl soll in der kommenden Woche vor dem letzten Testspiel gegen Stoke City (28. Juli, 15.30 Uhr) stattfinden.

    Mit dem Sieg im Kartrennen hatte Bernd Nehrig übrigens nichts zu tun. Stürmer Jan-Marc Schneider erwies sich vor Torwart Robin Himmelmann und Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann als schnellster Pilot. Den Trostpreis als „Rennschnecke“ erhielt unterdessen Innenverteidiger Christopher Avevor.