Chartres. Deutsche Sprinter auch bei dieser Etappe der Tour de France nicht auf dem Podest

    231 Kilometer hatte das Team von Top-Sprinter Marcel Kittel auf der längsten Etappe der 105. Tour de France Zeit, um das Finale in Chartres vorzubereiten. Doch am Ende fehlte vom Katusha-Profi jede Spur. „Er war einfach nicht da“, sagte Anfahrer Rick Zabel etwas ratlos. „Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel habe ich per Funk die Ansage bekommen, dass ich es versuchen soll.“ Eigentlich nicht der Job von Zabel, sondern der von Kittel. Der 30-Jährige trudelte am Freitag als 118. ins Ziel ein. Den Sieg holte der Niederländer Dylan Groenewegen vom Team Lotto-NL Jumbo vor den zweimaligen Etappensiegern Fernando Gaviria (Quick-Step-Floors) und Peter Sagan (Bora-hansgrohe). Der Belgier Greg Van Avermaet verteidigte das Gelbe Trikot.

    Das beste deutsche Ergebnis fuhr John Degenkolb vom Team Trek-Sega­fredo mit Rang sechs ein. „Das war ein guter Tag“, sagte der 29-jährige Geraer noch auf seinem Rennrad. „Wir haben heute gute Arbeit geleistet und ja noch ein paar Chancen.“ Der Rostocker André Greipel (Lotto Soudal) erreichte immerhin Rang acht.

    Kittel verschwand gleich nach der Zielankunft im Mannschaftsbus. Rick Zabel, Sohn von Radsportlegende Erik Zabel, musste Rede und Antwort stehen. „Wir hatten uns auf diese erste Woche konzentriert“, sagte der 24-Jährige. „Es ist einfach schade für Marcel.“ Im vergangenen Jahr konnte Kittel fünf Etappen gewinnen. Seine besten Resultate sind diesmal die Plätze drei und fünf. Die Länge der Etappe könnte ein Grund gewesen sein. Vor dem Ersten Weltkrieg hatten die Tour-Etappen regelmäßig Längen von 400 Kilometern, etwa beim Start 1903, als der spätere Sieger Maurice Garin erst nach 18 Stunden und unglaublichen 467 Kilometern in Lyon eintraf. Die diesjährige Mammut-Etappe war wesentlich kürzer, bot trotzdem Gesprächsstoff. Ausreißversuche wie der von Yoann Offredo (Wanty-Groupe) blieben nicht von Dauer.

    Immerhin konnte sich der 31-jährige Franzose rühmen, mit rund neun Minuten den bislang größten Vorsprung auf das Peleton herausgefahren zu haben. Vom größtenteils ereignislose Rennen auf den schnurgeraden Landstraßen hatte vorübergehend auch Kittel profitiert, der nach etwa der Hälfte des Rennens kurz den Anschluss an das Hauptfeld verloren hatte. Die nächste Chance auf einen Tageserfolg bietet sich dem Sprinter an diesem Sonnabend auf der 181 Kilometer langen Etappe von Dreux nach Amiens. „Das ist unsere vorerst letzte Chance“, sagte Zabel.