London. Der 32-jährige Spanier könnte in Wimbledon seinen 18. Grand-Slam-Titel gewinnen

    Rafael Nadal wusste, was er zu tun hatte. Bäuchlings lag sein Gegner an der Grundlinie; unfähig, sich zu bewegen in den ersten Sekunden, nachdem er das beste Tennismatch der Wimbledon-Wochen 2018 nach 4:48 Stunden Spielzeit mit 5:7, 7:6 (9:7), 6:4, 4:6 und 4:6 verloren hatte. Also sprang der Weltranglistenerste aus Spanien über das Netz, lief zu Juan Martin del Potro und half ihm auf die Beine. Es folgten eine innige Umarmung, warme Worte und Applaus von Nadal und den ungläubigen Fans, bis der geschlagene Argentinier den Centre-Court verlassen hatte. Erst dann gestattete sich der Sieger einen ausgelassenen Jubel, um seinen Halbfinaleinzug zu genießen.

    Del Potro und Nadal hatten sich mit einer Intensität duelliert, die in manchen Phasen Punkt für Punkt atemberaubend war. Einmal, im dritten Spiel des Entscheidungssatzes, gewann del Potro einen Punkt, weil er sich in bester Boris-Becker-Manier am Netz einem Passierball hinterherwarf. Momente waren das, in denen der 29 Jahre alte Weltranglistenvierte wirkte wie durch den Wolf gedreht; nur um im nächsten Ballwechsel eine seiner Vorhände die Linie entlangzuschicken, für die ein Waffenschein nicht ausreichen würde.

    „Es war ein großartiges Match, wir haben alles gegeben, und ich bin sehr froh, dass ich im fünften Satz viele wichtige Punkte überlebt habe“, sagte Nadal (32). Ob er nun, da Titelverteidiger Roger Federer (36/Schweiz) überraschend am Südafrikaner Kevin Anderson (32, trifft auf den US-Amerikaner John Isner) gescheitert war, der Topfavorit auf den Titel ist, bleibt allerdings abzuwarten.

    In der Runde der letzten vier wartet an diesem Freitag im zweiten Match des Tages (Sky live) immerhin der wiedererstarkte Novak Djokovic (31/Nr. 21). Gegen den Serben stand Nadal 2011 letztmals im Wimbledon-Endspiel – und verlor es. 51-mal hat es dieses Duell bereits gegeben, kein anderes Match wurde unter den aktiven Profis häufiger ausgetragen, 26-mal siegte der Serbe. Allerdings ist es erst das vierte Aufeinandertreffen auf Gras, hier führt Nadal 2:1.

    „Novak macht einen sehr starken Eindruck, ich freue mich auf das Match“, sagte der zweimalige Wimbledon-Champion, der 17 Grand-Slam-Titel sammeln konnte. Djokovic holte zwölf.