Maria Alm. Zehn Treffer hat St. Paulis Stürmer bereits erzielt und zeigt sich geläutert: „Ich weiß jetzt, was es bedeutet, für St. Pauli zu spielen“

    Gerade einmal 25 Minuten hatte Sami Allagui gebraucht, um im Testspiel gegen den FC Pinzgau Saalfelden drei Tore in Folge zum 8:0-Endstand zu erzielen. Es war bereits der zweite lupenreine Hattrick, der dem Stürmer des FC St. Pauli im Rahmen der Saisonvorbereitung in diesem Sommer gelungen ist. Insgesamt hat er zehn der insgesamt bisher 28 Testspieltore seines Teams erzielt. Dabei spielte er meist, wie seine Kollegen auch, jeweils nur eine Halbzeit.

    „Ich will die bisherigen Tore von mir nicht überbewerten. Es waren nur Vorbereitungsspiele. Es ist aber immer ein gutes Gefühl, Tore zu schießen, ob im Training oder im Testspiel. Es gibt einem auch die Sicherheit, die man in einem Pflichtspiel braucht“, sagt Allagui selbst dazu.

    Gleich zu Beginn der Saisonvorbereitung Ende Juni hatte sich Allagui bemerkenswert selbstkritisch über seine erste Saison bei St. Pauli gezeigt. Nur vier Tore waren ihm da gelungen, die Fans störten sich an seiner Körpersprache, negativer Höhepunkt war die Rote Karte im vorletzten Auswärtsspiel in Regensburg. „Wir hatten ein schwieriges Jahr. Es hat Zeit gebraucht, das zu verarbeiten“, sagt Allagui jetzt. Zum ersten Mal in seiner Karriere habe er Anpassungsprobleme bei einem neuen Verein gehabt. „St. Pauli ist ein spezieller Verein, wo auch abseits des Sports Werte gelebt werden. Das habe ich jetzt noch viel stärker verinnerlicht. Die Reise in die USA im Mai hat mir in dieser Hinsicht sehr gut getan. Ich habe den Verein dort fast intensiver als in den Monaten davor kennengelernt und weiß jetzt, was es bedeutet, für St. Pauli zu spielen. Ich will ein Teil davon sein“, sagt er nun.

    Diese Erkenntnis hat Allagui in den ersten knapp drei Wochen der Vorbereitung durchaus mit Taten unterlegt. Dabei ist es nicht allein die Vielzahl an Toren, die die Beobachter beeindruckt. Der 32-Jährige wirkt nach außen längst nicht mehr so verschlossen und abweisend wie zuvor. Auch auf dem Rasen zeigt er bei Spielen und im Training mehr Laufbereitschaft und Zweikampfhärte. „Ich gehe Sachen intensiver an. Ich habe meine Art zu spielen nicht großartig verändert, aber ich bin schon genauer in manchen Abläufen auf dem Feld. Ich versuche, das St.-Pauli-Feeling in mir zu haben und so den nötigen Erfolg für die Mannschaft herauszuholen“, sagt er dazu.

    Zweifellos trägt auch eine wichtige anstehende Veränderung in seinem privaten Umfeld dazu bei, dass St. Pauli quasi einen „neuen Sami Allagui“ in seinen Reihen hat. Demnächst werden seine Frau und der im Vorjahr geborene Sohn von Berlin nach Hamburg ziehen. Bisher war Allagui meist, wenn es der Trainingsplan erlaubte, nach Berlin gefahren. „Die Fahrten waren zwar nur ein Katzensprung, aber sie haben doch auch Zeit und Energie gekostet. Vielleicht haben die paar Prozente dann auch gefehlt“, sagt der Stürmer, der vor einem Jahr ablösefrei von Hertha BSC zu St. Pauli gekommen war. „Es wird mir einen zusätzlichen Push geben, wenn meine Frau und mein Kleiner im Stadion sind. Und es wird mir natürlich allgemein guttun, nicht mehr allein in Hamburg zu sein.“

    St. Paulis Cheftrainer Markus Kau­czinski sieht die Entwicklung seines erstligaerfahrenen Angreifers (108 Bundesligaspiele) mit Freude, aber nicht euphorisch. „Warten wir mal ab, bis die schwereren Gegner kommen“, sagt er.

    Das ambitionierte Startprogramm in der Zweiten Liga mit Auswärtsspielen in Magdeburg, bei Union Berlin und in Aue sowie Heimspielen gegen Darmstadt und den 1. FC Köln sieht Sami Allagui gelassen. „Ich finde, das ist ein spannendes Programm. Wir haben die Möglichkeit, jedes dieser Spiele zu gewinnen“, sagt er. Und wie bewertet er die Rolle der prominenten Bundesliga-Absteiger? „Ich sehe Köln und den HSV nicht als die Favoriten für den Aufstieg. Die beiden sind ja nicht ohne Grund abgestiegen. Ich will gegen beide das Hin- und Rückspiel gewinnen.“