Essen. Ronaldos Wechsel bringt Italien im Vergleich mit Deutschland Vorteile. Marketing-Experte warnt

    Nicht alle sind begeistert. Die Gewerkschaft USB ruft zum Streik bei Fiat auf, weil viele Mitarbeiter seit Jahren mit eingefrorenen Gehältern auskommen müssen. Juventus Turin, ebenfalls im Besitz des Agnelli-Clans, verpflichtet Cristiano Ronaldo für insgesamt 117 Millionen Euro und zahlt diesem auch noch 30 Millionen Euro Gehalt im Jahr – netto. Nicht nur für Fiat-Mitarbeiter eine unvorstellbare Summe: „Die Ablösesumme hätten wir vielleicht noch hingekriegt“, sagte Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund, in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“, „aber das Gehalt ist relativ üppig.“ Nur Bayern München wäre finanziell wohl in der Lage, einen solchen Transfer zu stemmen. Doch „Wahnsinnstransfers“ (Uli Hoeneß) sind dort nicht erwünscht.

    Aber kann sich die Liga solche Zurückhaltung auf Dauer leisten? Oder wird sie abgehängt? „Sieht man sich die Topspieler der WM an, spielt die Bundesliga nicht die erste Geige“, sagt Philipp Klotz, Geschäftsführer von Sponsors. Er beschäftigt sich intensiv mit dem Zusammenhang zwischen Fußball und Finanzen – und sieht Probleme auf die Bundesliga zukommen: „Ein Mbappé und Neymar spielen in Frankreich, ein Messi, ein Griezmann und ein Suarez spielen in Spanien – über die Premier League brauchen wir nicht zu reden. Und in Italien spielt jetzt schon mal Ronaldo.“ Und in der Bundesliga? Sieben Bundesligaspieler waren noch im WM-Halbfinale vertreten, ein internationaler Star ist nicht darunter. „Man muss kon­statieren, dass die Bundesliga aus dieser Perspektive nur noch Nummer fünf in Europa ist“, sagt Klotz. International interessierten vor allem Topstars, die habe die Bundesliga nicht vorzuweisen – das sei „ein strategischer Nachteil“.

    Aber warum sind Stars so wichtig? Weil sie sportlichen Erfolg bringen, natürlich. Und weil sie helfen, weitere Einnahmen zu generieren. „Ein Ronaldo ist ja mehr als ein Fußballer“, sagt Klotz. Ronaldo hat über 300 Millionen Follower auf seinen Kanälen in sozialen Netzwerken, er bringt zusätzliche Aufmerksamkeit und Reichweite. Und die ist Sponsoren bares Geld wert. Woher aber sollen die Investitionen für Topstars? kommen? Im Fall Ronaldo kommen 30 Millionen Euro aus den Kassen des Autobauers Fiat, Paris Saint-Germain bekam die Millionen für Neymar und Mbappé vom katarischen Eigentümer, Qatar Sports Investments. In Deutschland verhindert die 50+1-Regel solche Investitionen bislang.