Quimper. Bei der Tour de France drückt der extrovertierte Slowake dem Radrennen seinen Stempel auf

    Peter Sagan hat es wieder getan. Er gewann die 204,5 Kilometer lange Etappe von Lorient nach Quimper, eine stete Auf- und Abfahrt mit fünf Bergwertungen. Unmittelbar vor dem Ziel bot die Strecke noch eine Steigung mit einer engen Kurve. Sagan, der schon die zweite Etappe gewonnen hatte, zog genau im richtigen Moment den finalen Sprint an. Der 28-jährige Slowake vom Team Bora-hansgrohe feierte den Sieg – und einen Rekord. An diesem Donnerstag auf der sechsten Etappe von Brest nach Mur-de-Bretagne Guerledan wird er das Grüne Trikot zum 90.-mal tragen. Bisheriger Rekordhalter mit 89 Tagen: kein geringerer als Erik Zabel.

    „In jedem Rennen hat er Druck. Das händelt er super, er gibt es nie ans Team weiter. Das macht ihn besonders“, sagt sein deutscher Teamkollege Marcus Burkhardt. Besonders ist ein fast zu schwaches Wort für Sagan, der schon seine Radsportkarriere unkonventionell begann. Auf einem Supermarkt-Fahrrad für Mädchen gewann er eines seiner ersten Rennen. Später fuhr er gerne, ob auf dem Mountainbike oder dem Rennrad, in Tennisschuhen und T-Shirt. Eine Extravaganz, die er bis heute pflegt.

    Er kann fließend englisch sprechen, doch seine Aussprache hat er mit einem harten Südstaaten-Akzent versehen. Auf die Frage, ob er sich seit der Geburt seines Sohnes Marlon verändert habe, sagt er: „Ich lebe im Moment.“ Auf die Frage, was er von den jungen aufstrebenden Fahrern halte: „Oh well. Jedes Jahr kommen neue Fahrer.“ Gespielte Gelassenheit, die Jugendtrainer Peter Zanicky enttarnt. Vor den Kameras wirke er auch nach Niederlagen abgeklärt „aber später im Hotelzimmer erreicht ihn nicht mal seine Frau Katarina. Dann will er nur eines sein: ein Sportler, der besser ist, als der Rest der Welt.

    „Er ist in diesem Jahr der absolute Top-Favorit“, sagt der deutsche Trek-Profi John Degenkolb. „Er kann auch in den Bergen Punkte holen, wo andere chancenlos sind.“ Allerdings provoziert der Slowake mit seinen beinharten Manövern gelegentlich die Konkurrenz. Auf der zweiten Etappe sah sich Degenkolb behindert und fluchte: „Wieder etwas, was nicht in ein Sprintfinale gehört.“ Im Vorjahr wurde Sagan disqualifiziert, als er mit Mark Cavendish zusammenstieß. Den später revidierten Bann empfanden viele Fahrer als ungerecht. Sie dachten an die sportliche Fairness. Aber Fakt ist auch, dass eine Tour ohne Sagan weniger spektakulär ist.