London. Novak Djokovic steht nach seiner Ellbogenoperation im Viertelfinale in London

    Die Dämmerung war längst über Südwest-London hereingebrochen, als sich die Tennisfans am Montagabend auf dem voll besetzten Showcourt 1 zu stehendem Applaus erhoben. Die Ovationen galten einem, der rechtzeitig zu den All England Championships in Wimbledon wieder in der Form zu sein scheint, die ihm zwölf Grand-Slam-Titel und 223 Wochen an der Spitze der Weltrangliste eingebracht hatte: Novak Djokovic. Bei böigem Wind war der 31 Jahre alte Serbe wie ein Wirbelsturm über den Russen Karen Cha­tschanow (22/Nr. 40) hinweggefegt, hatte sich innerhalb von 106 Minuten durch einen 6:4, 6:2, 6:2-Sieg das Ticket fürs Viertelfinale gebucht, wo er an diesem Mittwoch dem Japaner Kei Nishikori (28/Nr. 28) begegnet.

    „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung, vor allem im zweiten und dritten Satz habe ich fast auf dem Level gespielt, auf dem ich mein Tennis sehen möchte“, sagte der Ranglisten-21. nach der Partie gegen den zur aufstrebenden „Next Generation“ zählenden Russen. Dennoch hatte Chatschanow mit seinem präzisen Aufschlag, den krachenden Grundschlägen und dem dennoch feinen Händchen gegen einen Djokovic, der auf alle Finten des Gegners eine Antwort zu haben schien, keine Chance. Der dreimalige Wimbledonsieger brachte jeden Ball nicht nur zurück, sondern stellte Cha­tschanow mit viel Slice flach übers Netz gepeitschten Angriffsschlägen immer wieder vor unlösbare Aufgaben.

    Wimbledon, sagte Djokovic, hole das Beste aus ihm heraus. Weshalb ihn die verletzungsbedingte Aufgabe im Viertelfinale 2017 gegen den Tschechen Tomas Berdych geschmerzt habe. Seit 2016, als er in Melbourne und Paris den Titel holte, in New York im Endspiel stand, wartet er auf eine Grand-Slam-Finalteilnahme. Nach der Ellbogenoperation zu Jahresbeginn fühlt er sich nun in der Form, um bei einem Majorturnier 14 Tage Höchstleistung zu zeigen.

    Ein Sieg über Nishikori, den er in 15 Duellen 13-mal bezwingen konnte, würde ihm einen Halbfinal-Showdown mit dem spanischen Weltranglistenersten Rafael Nadal (32) eröffnen, im Finale könnte Titelverteidiger Roger Federer (36/Schweiz) warten. „Der Weg ist noch weit“, sagte Djokovic. Dann wären die großen drei wieder unter sich.