Maria Alm. St. Paulis Sportchef erläutert im Trainingslager, warum der Zweitligist sein Trainerteam vergrößert und noch mehr Kontrollen einführt

    Für die meisten Spieler des FC St. Pauli war es fast so, als kämen sie nach Hause, als der Mannschaftsbus am frühen Dienstagabend am Hüttendorf Maria Alm ankam. Bereits zum dritten Mal in Folge absolviert das Team vom Millerntor hier im Pinzgau sein Sommertrainingslager. Bis zur Abreise am Donnerstag kommender Woche sollen die entscheidenden Grundlagen für eine zumindest zufriedenstellende Saison in der Zweiten Liga gelegt werden.

    Dies gelang in den beiden vergangenen Jahren nicht wirklich. In der Hinrunde der Saison 2016/17 stürzte die Mannschaft auf den letzten Tabellenplatz, hatte nach den ersten 14 Spieltagen nur sechs Punkte auf dem Konto, schien dem Abstieg kaum noch entrinnen zu können und landete am Ende, nach einer atemberaubenden Rückrunde mit 34 Punkten, doch noch auf Platz sieben. Im vergangenen Jahr startete das Team zwar überzeugend mit einem Auswärtssieg in Bochum, geriet aber im Laufe der Vorrunde derart ins Trudeln, dass Trainer Olaf Janßen Anfang Dezember gehen musste.

    Jetzt endlich soll der Beweis angetreten werden, dass der von den Spielern so geschätzte Ort und Rahmen des Trainingslager kein schlechtes Omen für die anstehende Saison ist.

    Auf das Prinzip Hoffnung allein aber will sich die Führung des FC St. Pauli nicht mehr verlassen. Vielmehr sind diverse Veränderungen vorgenommen worden, die zu besseren Rahmenbedingungen führen und die jetzt im Trainingslager ganz offensichtlich zutage treten.

    Wichtigster Punkt ist die Aufstockung des Trainerteams, wobei die Verpflichtung von St. Paulis Urgestein An­dré Trulsen als zweiter Co-Trainer neben Markus Gellhaus nur ein Aspekt ist. Fest dabei sind jetzt auch zwei Athletiktrainer, namentlich Janosch Emonts und Christoph Hainc, der von den Stuttgarter Kickers kommt und in der vergangenen Woche seine Arbeit aufgenommen hat. Dafür verlässt allerdings Valentin Lay den Club. Er hatte Janosch Emonts während dessen krankheitsbedingten Ausfalls vertreten. „Es ist für einen Zweitligisten nicht normal, dass er zwei Athletiktrainer in Vollzeit beschäftigt“, sagt St. Paulis Sportchef Uwe Stöver. Ziel ist eine noch intensivere Betreuung sowohl der fitten als auch der angeschlagenen und individuell trainierenden Spieler.

    Dafür, dass beide Athletiktrainer genügend Arbeit haben, sorgt zudem allein schon das Leistungsanalyse-System Polar Pro 400, das der FC St. Pauli für rund 15.000 Euro als Ergänzung zum bisherigen System angeschafft hat. In jedem Training und Spiel werden mittels eines Sensors, der an einem Brustgurt befestigt ist, in Echtzeit die Leistungsdaten jedes Spielers, aber auch die jeweilige Belastung festgehalten. Auf einem Tablet werden etwa Laufleistung, Anzahl der Sprints, aber auch die Herzfrequenz angezeigt. „So können wir auch sofort reagieren, wenn die Gefahr besteht, dass ein Spieler überlastet wird und eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht“, sagt Stöver. „Die Spieler zeigen sich bisher sehr interessiert an dem System. In den Trainingspausen gehen sie ans Gerät und sind neugierig, wie ihre Daten sind.“

    Neu im Funktionsteam ist Jonas Wömmel als Teammanager. Seit der Trennung von Christian Bönig vor drei Jahren wurden die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. „Jetzt haben wir einen Ansprechpartner, der für den gesamten organisatorischen Rahmen des Profiteams zuständig ist. Bisher mussten wir uns die Informationen immer von verschiedenen Stellen holen. Das war nicht optimal“, sagt Sportchef Stöver.

    Erst nach dem Trainingslager soll ein Diplom-Sportpsychologe eingestellt werden. „Wir werden noch mit mindestens zwei weiteren Kandidaten Gespräche führen“, kündigt Stöver an.

    Zusammenfassend stellt der Sportchef fest: „Wir als Verein schaffen Rahmenbedingungen, die es den Spielern und Trainern ermöglichen, optimale Leistungen zu erbringen. Mit den Neuerungen und Veränderungen haben wir ein Niveau erreicht, bei dem sich die Spieler ganz auf den Fußball konzen­trieren können. Diesen Anspruch haben wir jetzt aber auch.“ Der Spielraum für Ausreden, so scheint es jedenfalls, ist beim FC St. Pauli ein gutes Stück kleiner geworden.