Hamburg. Profiteam bestreitet Härtetest in Flensburg und Kopenhagen – Schoppenhauer verhandelt

    Bei der Einstufung von Hotels deuten drei Sterne bestenfalls auf ein mittelmäßiges Niveau hin, bei der Zertifizierung der Nachwuchsleistungszentren (NLZ) im deutschen Fußball sind drei Sterne hingegen die höchste Auszeichnung. Diese hat jetzt auch wieder der FC St. Pauli erhalten. „Vor einem Jahr haben wir die drei Sterne nur ganz knapp bekommen, diesmal sind wir voll in diesem Bereich und müssen uns vor keinem anderen Proficlub verstecken“, sagt Roger Stilz (41), der seit Mai 2016 sportlicher Leiter des NLZ des FC St. Pauli ist und seit Februar kommisarisch auch die administrative Leitung innehat. Alexander Bachmann hat den Club verlassen.

    Stilz’ Einschätzung wird durch die Tatsache untermauert, dass die Prüfungskommission ihr Resultat mit „exzellentes Gesamtergebnis“ betitelt hat. Diese positive Bewertung wird mit immerhin knapp einer halben Million Euro honoriert. Dieses Geld entlastet den Etat des NLZ, deckt ihn aber bei Weitem nicht. 25 Festangestellte sind mittlerweile in St. Paulis Talentschmiede beschäftigt, dazu kommen rund 75 Personen, die ehrenamtlich oder als 450-Euro-Kräfte tätig sind.

    „Wir haben die individuelle Betreuung der einzelnen Spieler erheblich gesteigert“, sagt Stilz. „Wir schnüren für die Toptalente ein Rundum-Paket mit einer pädagogischen, einer sportpsychologischen und athletischen Betreuung.“ Dies war bei der diesjährigen Zertifizierung durch den DFB und die DFL ebenfalls eine wichtiges Kriterium. „Dies traf sich natürlich ganz gut. Aber mir ist wichtig, dass wir unsere Arbeit im NLZ nicht bewusst nach den Kriterien und Dimensionen der Zertifizierung ausrichten, sondern danach, was wir für wichtig und richtig halten.

    Bröndby feiert gegen St. Pauli seine Saisoneröffnung

    Der Zweck des erheblichen Aufwandes, ein NLZ in dieser Form zu betreiben, ist natürlich, junge Spieler so zu formen, dass sie später in der eigenen Profimannschaft nicht nur den Kader auffüllen, sondern potenzielle Stammkräfte sind. Derzeit versucht sich bei St. Pauli gerade einmal wieder eine neue Generation an diesem schwierigen Unterfangen. Insbesondere Finn-Ole Becker, Luis Coordes und Jakob Münzner sowie die schon etwas erfahreneren Florian Carstens und Ersin Zehir sind Kandidaten, den Durchbruch zu schaffen.

    Allesamt werden diese fünf an diesem Wochenende weitere Gelegenheiten bekommen, sich an das Profi-Niveau zu gewöhnen. Cheftrainer Markus Kau­czinski kündigte am Freitag an, dass er in den beiden Testspielen an diesem Sonnabend (12 Uhr) beim Regionalliga-Meister SC Weiche Flensburg 08 und am Sonntag (15 Uhr) beim dänischen Vize-Meister Bröndby Kopenhagen noch viel ausprobieren und die einzelnen Spieler möglichst jeweils nur 45 Minuten einsetzen wolle. „Es ist gut für die Jungen, wenn sie sich auch einmal gegen einen starken Gegner beweisen können“, sagte Kauczinski, der auf einige angeschlagene Profis wie Bernd Nehrig, Marvin Knoll und Dimitrios Diamantakos verzichtet.

    Vor allem Bröndby wird den St. Paulianern einiges abverlangen. Die Dänen starten schon in einer Woche in ihre neue Punktspielserie und feiern gegen St. Pauli ihre offizielle Saisoneröffnung.

    Für das Wochenende freigestellt ist unterdessen Clemens Schoppenhauer. Der Innenverteidiger bekommt auf eigenen Wunsch die Gelegenheit, Vertragsgespräche mit anderen Clubs zu führen. Bei St. Pauli besitzt der 26-Jährige, der vor einem Jahr aus Würzburg gekommen war, angesichts der Konkurrenz auf seiner Position kaum eine realistische Chance auf Liga-Einsätze.