Meistens gibt es ja zwei Seiten einer Medaille. Und so twitterte ein Fußballfan unmittelbar nach Deutschlands Vorrundenaus natürlich ziemlich sarkastisch: „Nach der Schmach von Cordoba und der Schande von Gijon nun also die Blamage von Kasan. Endlich mal wieder was Historisches!“

    Nun, über Cordoba, die zweitgrößte Stadt Argentiniens, kann ich genauso wenig sagen wie über die asturische Hafen- und Industriestadt Gijon. Beide Orte sind lediglich im nationalen Gewissen fest verankert, weil deutsche Nationalmannschaften sich dort nach allen Regeln der Kunst blamiert haben. Und nun also auch noch Kasan.

    Um letztgenannte „Perle der Architektur“ (Wikipedia) muss es einem allerdings tatsächlich leidtun. Denn nicht nur Fußballfans aus Deutschland werden das zauberhafte Städtchen an der Wolga, das Orient und Okzident verschmelzen lässt, fortan nur noch mit den Zusätzen „die Blamage von …“ oder „das Desaster von …“ belegen. Auch Anhänger der argentinischen Mannschaft werden Kasan wohl für immer in unschöner Erinnerung behalten, weil möglicherweise Messi hier sein letztes Länderspiel machte und durch das 3:4 gegen Frankreich für alle Ewigkeiten „der Unvollendete“ bleiben wird. Und kommt alles Pech der Welt für Kasan zusammen, dann könnten auch Brasiliens Fans die Hauptstadt Tatarstans von diesem Freitag an verdammen. Aber so weit ist ja zum Glück noch lange nicht.

    Und trotzdem: armes Kasan. Denn die 1,1-Millionen-Metropole rund um die Baumann-Fußgängerzone hätte durchaus Städtetrip-Potenzial gehabt. Doch dann kam Südkorea – und dieser hundsgemeine Eintrag ins Buch der Fußballgeschichte.