An dieser Stelle gilt es mal etwas zu erklären. Das neudeutsche Wort „Mixed-Zone“, ohne das kaum ein Artikel bei dieser WM auskommt. Nun, in seinem ursprünglichen Sinn sollen sich zeitnah nach dem Spiel in dieser „Zone“ im Bauch der Stadien Fußballer und Fragesteller „mischen“ und einen intellektuellen Austausch über die vorangegangenen 90 (oder 120) Minuten anstreben. So weit, so gut. Und so falsch.

    In Wahrheit sollte man ernsthaft darüber nachdenken, diesen Ort der Begegnung in Oberflächlichkeits-Zone umzubenennen. Oder in Phrasen-und-Floskel-Zone. Oder in „Journalisten-Warte-zone“. Oder in „Ich-bin-Fußballer-und-habe-keine-Lust-mit-euch-zu-reden-Zone“.

    Ein Beispiel? Zweieinhalb Stunden ließen sich die Brasilianer am Montagabend Zeit, um dann schnellen Schrittes im Pulk die Mixed-Zone von Samara zu entern. Neymar umdribbelte den Journalistenparcours sogar noch geschickter als zuvor die Mexikaner auf dem Platz und war nach 15 Sekunden und keiner Wortmeldung im brasilianischen Mannschaftsbus verschwunden.

    Ein Großteil seiner Kollegen nahm sich ein Beispiel am Starspieler, ließ sich aber immerhin zu einem freundlichen, aber bestimmten Kopfschütteln hinreißen. Die wenigen Brasilianer, die dann doch widerwillig Rede und Antwort standen, sprachen von „einem guten Spiel“, „jetzt müssen wir hart arbeiten“ und „wir müssen als Einheit auftreten“.

    Nach 15 Minuten war der Spuk vorbei. Zurück blieben nicht mal halb voll geschriebene Notizblöcke – und eine alte Fußballwahrheit: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Nicht in der Mixed-Zone.