Hamburg. Martin Seidl verteidigt Titel beim Hansa-Preis. 5500 Besucher kamen zum dritten Tag des Galopp-Derbys

    Es dauerte dann doch bis zum achten Rennen, kurz nach 17 Uhr, ehe es auf der Rennbahn in Horn am Sonntag richtig laut wurde. Als im Großen Hansa-Preis Dschingis Secret unter Jockey Martin Seidl (24) die Ziellinie überquerte, klatschten und jubelten die sonst eher zurückhaltenden Hanseaten vernehmlich. Und während sich die Pferdepflegerinnen kreischend in die Arme fielen, zückte der Jockey die Landesfahne Bayerns und hielt sie stolz in die Kameras. Das hatte nichts mit dem deutschen Fußballmeister Bayern München zu tun, sondern mit seinen Wurzeln: Seidl ist in Vilsbiburg geboren, wo die Eltern Traber halten. Doch als der Bayer dann zur Siegerehrung schritt, fiel der Kommentar eher norddeutsch aus: „Drin, der Fisch!“

    Mit 70.000 Euro ist der Große Hansa-Preis das nach dem Deutschen Derby (650.000 Euro) zweithöchst dotierte Rennen beim Galopp-Meeting in Hamburg. 40.000 Euro erhält der Sieger, 15.500 Euro gehen in diesem Jahr an Colomano (Stall Reckendorf) unter Jockey Maxim Pecheur. 8000 Euro erhält der drittplatzierte Walsingham (Stall Lucky Owner), geritten vom norddeutschen Top-Jockey Andrasch Starke. Derby-Vorjahressieger Windstoß unter Adrie de Vries wurde Vierter. Für Trainer Markus Klug vom Stall Reckendorf in Köln-Heumar war das Rennen ein voller Erfolg. Denn Sieger, Zweitplatzierter und Windstoß werden von ihm trainiert. Dschingis Secret, im Besitz von Horst Pudwill und 2017 zum „Galopper des Jahres“ gekürt, ist zudem der Titelverteidiger des Großen Hansa-Preises. Für Jockey Seidl war es schon der sechste Sieg. „Es läuft gigantisch“, sagte er. „.Ich hoffe, ich kann die Form bis nächsten Sonntag noch halten. Im Derby habe ich mit Destino auch einen guten Ritt.“

    Rennumsatz von 150.000 Euro war zufriedenstellend

    Dass in ihrer Stadt eine Woche bester Pferde-Rennsport geboten wird, wissen die Hamburger in diesem Jahr noch nicht so richtig zu schätzen. Etwa 5500 Zuschauer waren gekommen, um den Tag bei herrlichstem Sommerwetter, Spezialitäten aus dem Food-Truck-Bereich und Wetten zu verbringen. Die ersten beiden Tage war der Besuch überschaubar, obwohl der Umsatz von 260.000 Euro wie Eugen-Andreas Wahler, Vorstand des Hamburger Renn-Clubs sagte, „sehr ordentlich war“. Schatzmeisterin Ilona Vollmers war sogar sehr zufrieden. „150.000 Euro Umsatz an diesem Sonntag, da will ich mal nicht meckern“, sagte sie.

    Überhaupt bemühen sich alle Beteiligten, das Image des Derby-Meetings hochzuhalten. Galoppsport ist eine Randsportart, und wenn die Zuschauer nur einmal im Jahr Gelegenheit haben, Pferderennen zu sehen, ist es schwierig, anhaltende Begeisterung zu entfachen. „Wir setzen auf Qualität“, sagt Wahler. „Nur wer sich nicht auskennt, spricht von kleinen Starterfeldern. Dass im Derby kommenden Sonntag 14 Pferde statt vielleicht 16 oder 18 starten, ist eher ein gutes Zeichen. Die besten Galopper Deutschlands, so sie denn gesund sind, haben wir am Start. Nur das zählt.“

    Ein Rennen zuvor, beim Schoppe Cup (8200 Euro), hatte es eine der wenigen weiblichen Jockeys ins Geld (1800 Euro) geschafft. Saskia Müller (26/54,5 KG) ritt Zauberei von Besitzer und Trainer Heiko Kienemann hinter Sieger Bolt Phantom unter Starke, auf Platz zwei. „Ich bin super glücklich“, sagte sie. Im Führring hatte sich die vierjährige Stute noch ziemlich ungebärdig verhalten, doch im Rennen war sie unter der ehemaligen Tourenwagen-Pilotin bravourös in die Spitze gelaufen. Zur Belohnung holte sich Müller eine Portion Süßkartoffel-Pommes.

    Und auch wenn das Derby noch ein paar Tage hin ist, einige Frauen hatten sich schon für diesen Renntag hübsch gemacht und trugen kesse Hut-Kreationen spazieren. Bei Claudia Voss von Hut Willer am Stand ließen sie sich inspirieren und probierten die ersten Modelle auf „Wir haben seit 16 Jahren einen Stand“, sagt Voss. „Manche Frauen treffen eine Vorauswahl, gehen dann nach Hause, um sich das dazu passende Kleid zu besorgen und kommen dann zum Kaufen.“

    Wer sich Kunst an die Wand hängen möchte, mit Pferd und Jockey als Sujet, der kann bei Nicole Leidenfrost eines ihrer großen und bis zu 6000 Euro teuren Bilder oder Mini-Formate für 150 Euro kaufen. Die Malerin ist bekannt, seit sie das Gastgeschenk des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck für Queen Elizabeth II. gemalt hat. Später erhielt sie Post aus dem Buckingham Palast. „Die Königin wollte mir persönlich danken.“

    Am Ende des Tages hatte Sport-Staatsrat Christoph Holstein, der als Abgeordneter des Senats kam, noch eine mutmachende Nachricht. „Die Machbarkeitsstudie für die geplante Doppelrennbahn in Horn ist auf einem guten Weg“, sagte er. Darin wird geprüft, ob es Sinn macht, eine Sportstätte für Traber und Galopper zu bauen.