Hamburg. St. Paulis Co-Trainer André Trulsen kehrt nach sieben Jahren ans Millerntor zurück und träumt vom Aufstieg

    André Trulsen musste viele Hände schütteln in den vergangenen beiden Tagen. Nahezu jeder Fan beim Training des FC St. Pauli wollte „Truller“, wie er seit Jahrzehnten liebevoll genannt wird, begrüßen, ihn zurück in der Familie willkommenheißen. Der 53-Jährige steht für das „alte“ St. Pauli, als es noch Kult war. Als das Millerntorstadion noch eine Bruchbude war und der Schimmel in der Umkleidekabine irgendwie dazugehörte. 409-mal trug Trulsen als knallharter Abwehrspieler das Trikot des Stadtteilclubs. So oft wie kein anderer Spieler in der Vereinsgeschichte. „Es fühlt sich an wie nach Hause kommen. Immerhin habe ich 18 Jahre in diesem Verein verbracht, viele Menschen ins Herz geschlossen. Ich freue mich, wieder hier zu sein“, gestand St. Paulis Rekordspieler. „Es ist schön, so herzlich aufgenommen worden zu sein. Dafür bin ich dankbar.“

    Es war, als wäre er nie weggewesen. Dabei nabelte sich Trulsen vor sieben Jahren von seiner großen sportlichen Liebe ab. Gemeinsam mit dem damaligen Cheftrainer Holger Stanislawski verließ der Kultprofi das Millerntor. Es war ein tränenreicher Abschied Richtung Hoffenheim, den er jederzeit wieder so machen würde. „Das war damals wirklich keine leichte Entscheidung. Es war aber ein nötiger Entwicklungsschritt für mich“ erklärte Trulsen: „Ich wollte diese Erfahrung unbedingt machen. Hoffenheim hatte die Ambition, europäisch zu spielen. Das war am Ende ausschlaggebend, warum ich St. Pauli nach so langer Zeit verlassen habe.“

    So richtig glücklich wurde Trulsen aber weder im Kraichgau noch später in Köln oder beim VfB Stuttgart. Über einen kurzen Abstecher zum Drittligaclub Sportfreunde Lotte ist der ehemalige Profi nun wieder bei seinem Herzensclub gelandet, bei dem er einen Vertrag bis 2020 unterschrieben hat.

    Viele bekannte Gesichter aus seiner ersten Zeit, die im Sommer 2011 endete, hat Trulsen nicht mehr angetroffen. Lediglich Defensivallrounder Jan-Philipp Kalla sowie die Zeugwarte Siegmar Krahl und Andreas Kreft sind noch bei St. Pauli beschäftigt. „Ich möchte aber gar nicht so viel von früher erzählen. Das St.-Pauli-Flair ist noch da, hier ist aber alles viel professioneller geworden. Wir befinden uns im Hier und Jetzt, und ich will einen neuen Teil meiner Geschichte schreiben“, sagte Trulsen, der sich selbst auch die Rolle des Glücksbringers auferlegt hat. „Ich war als Spieler zwischenzeitlich auch mal weg von St. Pauli, aber in jeder Phase, in der ich hier war, habe ich mindestens einen Aufstieg miterlebt. Das würde ich gerne noch mal erleben“, sagte Trulsen mit einem Augenzwinkern.

    Seine Rolle im Trainerteam des FC St. Pauli ist klar umrissen. Trulsen soll und will Chefcoach Markus Kauczinski und dessen Assistenten Markus Gellhaus im Training und bei den Spielen zuarbeiten. Gut möglich, dass Trulsen hin und wieder Spiele von der Tribüne aus schauen wird, um einen anderen Blickwinkel auf die Partien zu bekommen. Ein besonderes Augenmerk soll die Clubikone aber auf die jungen Spieler legen. „Wir wollen Talente heranführen und ihnen die Chance geben, bei den Profis Fuß zu fassen und im besten Fall Stammspieler zu werden“, erklärte Trulsen. „Es geht darum, diese jungen Spieler zu betreuen, und dem werde ich mich annehmen.“

    Erst einmal muss sich André Trulsen, der momentan bei seinem Bruder wohnt, um eine neue Bleibe in Hamburg kümmern. „Vielleicht in der Nähe von Holger Stanislawskis Supermarkt in Winterhude. Dann kaufe ich immer bei Stani ein“, scherzte er.