Kasan.

    Bei Bundestrainer Joachim Löw ist Joshua Kimmich schon unersetzlich. Sein Stern in der Nationalelf ging in der dritten Vorrundenpartie bei der EM 2016 gegen Nordirland auf. Seitdem hat der 23-Jährige 29 von 30 darauffolgenden Länderspielen bestritten. Nun soll er helfen, dass die dritte Vorrundenpartie gegen Südkorea nicht das letzte deutsche Spiel bei dieser WM ist.

    Kimmich analysiert sehr gerne die eigenen Partien auf einer App für das Smartphone, die der DFB anbietet. Hat er seine Szenen aus den Spielen gegen Mexiko (0:1) und Schweden (2:1) verglichen, dürfte ihm aufgefallen sein, dass es im letzteren viel weniger gegeben hat, in denen er schlecht aussah. Kimmich hat sich gesteigert. Auch das ist ein Grund, warum der Weltmeister noch im Turnier ist. Gegen Mexiko entblößten seine vielen Angriffsläufe die rechte Seite. Gegen Schweden disziplinierte er sich, machte weiter viele Läufe nach vorn, aber sie wirkten durchdachter.

    An Kimmich lässt sich eine der großen Herausforderungen bei dieser WM für das deutsche Spiel erkennen: Der Rechtsverteidiger steht für die Suche nach der Balance zwischen einem Offensivdrang und defensiven Notwendigkeiten. Sturm und Zwang, dazwischen liegt der Weg zum Erfolg.

    Kimmich wird immer mit Philipp Lahm verglichen, dessen Nachlass er beim FC Bayern und in der Nationalelf verwaltet. Auch das ist falsch. Kimmich ist ein anderer Rechtsverteidiger, als es Lahm sein musste. Er ist ein „Außenverteidiger-Flügelstürmer“-Hybrid. Außenverteidiger sind die neuen Spielmacher. Aber Kimmich muss auch Spielverderber sein. Das sei die Schwierigkeit: „Weil man neben dem Offensivdrang auch noch verteidigen muss.“

    Kimmich sorgt trotz Verbesserung dafür, dass die Nationalelf Schlagseite hat. Ihr Spiel ist rechtslastig. Das hat mit der Unterschiedlichkeit der beiden Außenverteidiger zu tun. Beide sind zwar gelernte zentrale Mittelfeldspieler. Doch während man aus Linksverteidiger Jonas Hector den Zug in die Mitte nicht rauskriegt, hat sich Kimmich an die Flügelrolle adaptiert. Gegen Schweden schlug Kimmich zwölf Flanken, Hector nur drei. Kimmich ist quasi der einzige klassische Außenstürmer nach der Nichtberücksichtigung von Leroy Sané. Aber er muss auch mehr sein. Ein klassischer Außenverteidiger, wenn es die Situation erfordert.