Hamburg. Beim Trainingsauftakt steht Zugang Marvin Knoll im Blickpunkt. Coach Kauczinski: „Er ist ein offener, positiver Junge und wird uns guttun“

    Es war 10.24 Uhr am Montagvormittag, als die Fußballprofis des FC St. Pauli zu ihrem ersten Training der Zweitligasaison 2018/19 den Rasenplatz an der Kollaustraße betraten. St. Paulis Präsident Oke Göttlich hatte sich ebenso zu diesem Auftakt eingefunden wie der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Roger Hasenbein. Auf dem neu eingekleideten Team lastet die innige Hoffnung, dass es endlich wieder eine Saison spielt, die nicht vom Kampf gegen den Abstieg geprägt ist.

    St. Paulis Sportchef Uwe Stöver gab denn auch schon mal die Richtung vor. „Ein einstelliger Tabellenplatz ist ein Muss, aber wir wollen ins obere Drittel“, sagte er. Auf der USA-Reise im Mai hatte Präsident Oke Göttlich sogar die Top sechs als Pflicht bezeichnet. Die Zeiten, in denen sich die Verantwortlichen bei St. Pauli lieber auf die Zunge bissen, als ein Saisonziel zu nennen, gehören offenbar der Vergangenheit an.

    Um die eigenen Ambitionen auch zu erfüllen, setzt St. Pauli zumindest bisher auf eine erstaunlich große personelle Kontinuität. Der Verlust von Abwehrchef Lasse Sobiech ist – rein nominell – durch den von Jahn Regensburg gekommenen Marvin Knoll kompensiert worden. Ansonsten stehen unter der Rubrik Zugänge bisher nur die vier Talente aus dem eigenen Nachwuchs, Finn Ole Becker, Luis Coordes, Jakob Münzner und Florian Carstens, sowie der jetzt fest verpflichtete Mats Möller Daehli, der zuvor schon vom SC Freiburg eineinhalb Jahre ausgeliehen war.

    Marvin Knoll stellte nach seiner ersten Trainingseinheit mit seinen neuen Kollegen aber erst einmal klar, dass er sich selbst nicht in der Rolle sieht, Lasse Sobiech eins zu eins zu ersetzen. „Ich bin ein ganz anderer Spielertyp. Ich bin nicht so groß, aber habe andere Qualitäten und möchte hier zeigen, dass ich Marvin Knoll bin“, sagte der 27-Jährige. In der vergangenen Saison hatte er mit sieben Treffern und fünf Torvor­lagen entscheidend dazu beigetragen, dass Jahn Regensburg als Aufsteiger eine herausragende Zweitligasaison spielte und am Ende Platz fünf belegte.

    Einen noch größeren Erfolg hatte Knoll übrigens schon vor elf Jahren gefeiert. Mit der Mannschaft seiner Berliner Schule wurde er in China Schulweltmeister. „Wir spielten damals auch in der Jugend bei Hertha BSC zusammen. Ich schoss bei der WM in jedem Spiel ein Tor und wurde Torschützenkönig“, berichtete Knoll am Montag. Neben ihm hat es aus dem damaligen Team auch noch Fabian Holland (Darmstadt 98) in den Profifußball geschafft.

    „Marvin ist ein offener, positiver Junge. Er wird unserer Mannschaft mit seiner aktiven Art auf dem Platz sehr guttun“, sagte Trainer Markus Kau­czinski. Knoll selbst berichtete, dass er mit der ganzen Familie diskutiert hatte, wohin er gehen solle. Eine entscheidende Rolle spielte dann seine Frau. „Sie hatte schon vor fünf Jahren gesagt, dass sie gern nach Hamburg ziehen wolle. Damals musste ich sie enttäuschen, weil es für mich keine Möglichkeit gab, hier zu spielen“, verriet Knoll am Montag. Jetzt aber gab es die Chance – und dann noch mit der Aussicht auf zwei Stadtderbys gegen den HSV. „Solche Derbys kenne ich noch aus Berlin. Ich bekomme jetzt schon eine Gänsehaut, wenn ich daran denke“, sagte Knoll.

    Ob er alsbald noch Gesellschaft von weiteren Zugängen erhält, ist offen. Grundsätzlich sucht St. Pauli noch einen Mittelfeldspieler und einen Stürmer. „Wir wollen, aber wir müssen nicht“, wiederholte Sportchef Stöver. Es könne sich bis zum Ende der Transferperiode am 31. August hinziehen, auch wenn es wünschenwert sei, dass der Kader zum Trainingslager Mitte Juli in Maria Alm vollständig ist. Dort wird es am 14. Juli ein Testspiel gegen den FC Liefering und am 17. Juli ein weiteres gegen Kauczinskis ehemaligen Verein Karlsruher SC geben.