Die deutschen Spieler in der Einzelkritik: Ex-HSV-Profi sieht Gelb-Rot, Werner bereitet beide Tore vor, Rammbock Gomez

    Neuer: In WM-Form. Der Kapitän war nach dem 0:1 der Einzige, der eine Körpersprache zeigte, wie es sich für einen Führungsspieler gehört: Er gestikulierte, klatschte, schrie seinen Kollegen Mut zu. Machtlos beim 0:1, parierte glänzend gegen Bergs Kopfball vor der Pause. Vor der WM dachte man, seine lange Verletzungspause sei das Pro­blem. Jetzt weiß man es besser.
    Kimmich:
    Balancierte sein Spiel diesmal besser zwischen Offensivdrang und Defensivdenken aus. Der Rechtsverteidiger kämpfte, flankte aber zu unpräzise.
    Boateng: Erst Retter gegen Berg (13./18.). und Glücksritter, dass sein Foul an Berg (13.)ungeahndet blieb. Trieb das Spiel (fehlerhaft) voran. Flog nach einer dummen Grätsche mit Gelb-Rot vom Platz (82.). Einer der Hauptdarsteller dieses Herzschlagabends.
    Rüdiger: Konnte den verletzten Hummels nicht ersetzen. Verlor einmal schlimm den Ball (13.). Sah auch beim Tor von Toivonen schlecht aus, weil Kroos nicht mithalf.
    Hector (bis 87.): War vorn und hinten, aber überall nicht gut genug. Defensiv wacklig, in der Offensive scheiterte er, als Olsen parierte (57.).
    Brandt
    (ab 87.): Wie gegen Mexiko sofort da. Und wieder mit Pech bei seinem Pfostenschuss in der Nachspielzeit.
    Rudy (bis 31.): Dass nicht Gündogan oder Goretzka den gegen Mexiko schwachen Khedira ersetzten, sondern der Bayern-Profi, kam überraschend. Ballsicher. Als er blutend rausmusste, war Löws Elf offen wie gegen Mexiko. Konnte einem leidtun.
    Gündogan (ab 31.): Als er für Rudy aufs Feld kam, brandete Applaus aus dem deutschen Block auf. Tat ihm nach den Schmähungen, die er mit der Erdogan-Affäre provoziert hatte, gut. Spielte aber viele Sicherheitspässe. Hätte fast den Ausgleich erzielt, und das wäre eine schöne Pointe gewesen.

    Kroos: Spielte den entscheidenden Fehlpass vor dem 0:1 und ließ – genauso schlimm – Toivonen entwischen. Wäre Deutschland ausgeschieden, hätte die Sattheit bei dieser WM ausgerechnet der symbolisiert, der gerade zum dritten Mal in Folge Champions-League-Sieger geworden ist. Sein Freistoßtreffer in der Nachspielzeit aber schob Deutschland zurück in dieses Turnier. Zog sich am eigenen Schopf aus dem Dreck – und mit sich die ganze Mannschaft.
    Müller: Stemmte sich gegen den persönlichen Abstieg. Lief hinten einen schwedischen Konter im eigenen Strafraum ab (6.). Vorn war er aber erst ab der zweiten Halbzeit sichtbar. Hatte eine gute Kopfballchance nach einem Freistoß (51.).
    Reus: Sein Knie rettete den Weltmeister vor dem peinlichen Vorrundenaus nach nur zwei Spielen. Vom Bein sprang der Ball zum 1:1 ins Netz. War eine Belebung für die zuletzt maue Offensive. Ein Reus allein war aber zu wenig.
    Draxler (bis 45.): Hätte seiner Mannschaft früh die Nervosität nehmen können, vergab aber zu Beginn zwei gute Chancen (2./8.). Danach fahrig.

    Gomez (ab 46.): Kam als Rammbock, als das deutsche Spiel wie versteinert wirkte. War am 1:1 mitbeteiligt. Vergab aber eine Kopfballchance zum Sieg (88.).

    Werner: Bereitete das 1:1 mit einem tollen Sprint vor. Auch das Siegtor brachte der Angreifer auf den Weg, als er vor dem Strafraum gefoult wurde.