Samara.

    Die dänische Nationalmannschaft hat sich zu ihrer Reisetour durch Russland eine Ausgehkluft zugelegt, die auf jede Beerdigung passen würde. Schwarzes Beinkleid, schwarzes T-Shirt, schwarze Jacke. Gleichwohl hat Yussuf Poulsen nicht wie ein Trauerkloß ausgesehen, als der Stürmer von RB Leipzig aus der Kosmos-Arena von Samara trottete. In zwei WM-Spielen jeweils einen Elfmeter zu verursachen, auf den erst die Kontrollinstanz aus dem fernen Moskau per Videobeweis hinweist, das wird als Fallbeispiel in die WM-Geschichte eingehen.

    Nach seinem ausgestellten Bein gegen Peru (1:0) bot dem 24-Jährigen sein ausgestreckter Arm gegen Australien (1:1) keinen Anlass zu grundsätzlicher Beschwerde. „Wenn der Schiedsrichter das drei-, viermal in Zeitlupe sieht, dann kann man die Entscheidung verteidigen“, sagte Poulsen. Dass ihm der spanische Referee Antonio Mateu Lahoz auch noch die Gelbe Karte – seine zweite des Turniers – zeigte, weswegen er nun das entscheidende Gruppenspiel gegen Frankreich versäumt, sei „sehr bitter“. Ansonsten wollte auch der Hauptbetroffene das System mit dem Videoassistenten nicht verdammen.

    In seiner Delegation zeigte sich gleichwohl der ganze Zwiespalt: Während Torschütze Christian Eriksen bekundete, „seit heute mag ich den Videobeweis nicht mehr“, bat Trainer Age Hareide darum, noch besser festzulegen, „welche Szenen überprüft werden“.

    Die Hälfte der bis Freitag bei dieser WM verhängten elf Elfmeter kam durch Videobeweis zustande. Nach der ersten Woche gab es kein Fehlurteil, bei dem die ganze Welt Verschwörung witterte. Allerdings: Ägypten legte am Freitag wegen unterlassener Hilfeleistung der Videoassistenten gegen die Wertung der Partie gegen Russland (1:3) Protest ein. Brasilien sandte nach dem Spiel gegen die Schweiz (1:1) einen dreiseitigen Brief an den Weltverband, um die Herausgabe der aufgezeichneten Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Videoassistent einzufordern. Symbolhafte, aber sinnfreie Aktionen, die am Gesamteindruck nichts ändern: Bislang sind die Schiedsrichter besser als ihr Ruf und wirken oft besser abgestimmt als die Mannschaften auf dem Platz.