Nischni Nowgorod.

    Grau ist die offizielle Freizeitkleidung der Argentinier bei dieser Fußball-WM. Schwarz hätte auch keinen gewundert, spätnachts in Nischni Nowgorod. In Trauerprozession kamen die Nationalspieler aus der Kabine. Die ganze Mannschaft, inklusive Präsident und Manager, passierte die wartende Presse im Pulk. Nur Altmeister Javier Mascherano blieb stehen, für einen leisen, resignierten Satz: „Es gilt, das Gift zu schlucken, das es zu schlucken gelten wird.“

    Mascherano ist gestählt aus drei Finalniederlagen zwischen 2014 und 2016, WM und zweimal Südamerikameisterschaft; er gehört zur Generation, die dazu verdammt scheint, „Scheiße zu fressen“, wie er es selbst nach der dritten dieser Pleiten ausgedrückt hatte. Womöglich gibt es Grenzen für das, was Fußballer an Niederlagen ertragen können. Womöglich hatte Lionel Messi doch den richtigen Instinkt, als er nach derselben dritten Finalniederlage 2016 temporär zurücktrat. Jetzt scheint diese Generation nach dem 0:3 gegen Kroatien am Ende ihres Wegs. Natürlich, es gibt noch am letzten Gruppenspieltag eine Chance, mit einem Sieg gegen Nigeria den Aufstieg ins Achtelfinale zu schaffen. Doch dafür müsste Argentinien sich berappeln. Trainer Jorge Sampaoli, seit einem Jahr im Amt, sprach von einem „gescheiterten Projekt“, an das sich „die Spieler nicht anpassen konnten“. Erst später präzisierte er, dass er damit seinen Matchplan gemeint habe. Stürmer Sergio Agüero wurde mit der ersten Version konfrontiert. „Soll er doch sagen, was er will“, kommentierte er die Äußerungen des Trainers.

    Eine Meuterei der Spieler gegen den Coach soll zwar kein Thema sein, dafür rückte aber Messis erneut durchschnittliche Leistung in den Fokus. Die meiste Zeit war der Superstar des FC Barcelona abwesend. Schon beim Auftakt-1:1 gegen Island hatten seine Werte fatal an die K.-o.-Runde der WM 2014 erinnert, als er mit Argentiniens Finaleinzug nicht mehr allzu viel zu tun hatte. Mit 7,6 Kilometern bewegte er sich weniger als jeder andere Feldspieler der 32 WM-Teilnehmer; weniger gar als zwei Torhüter. Gegen Nigeria am Dienstag in St. Petersburg bestreitet einer der besten Fußballer aller Zeiten sein womöglich letztes WM-Spiel. Allein das ist ein so trauriger Gedanke, dass die Grabesstimmung in Nischni Nowgorod mehr als gerechtfertigt schien.