Hamburg. Im März fürchtete der Buchholzer Radprofi um die Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt. Eine Operation half

    Es war beim Klassiker Mailand–Sanremo Mitte März, als Nikias Arndt seine zweite Teilnahme an der Tour de France abhaken wollte. Sein Körper, den der Radprofi aus Buchholz in der Nordheide über Wochen durch einen nicht enden wollenden grippalen Infekt hindurchgequält hatte, streikte. „Ich habe keinen Druck mehr aufs Pedal gebracht und wurde in einer Art vom Feld abgehängt, die nicht mein Anspruch sein darf. Aufgeben war die einzige Lösung“, sagt er. Bei der Flandern-Rundfahrt Anfang April wiederholte sich das Dilemma, und so stand der 26-Jährige vom deutsch-niederländischen Team Sunweb vor einer Entscheidung, die die Saison 2018 entscheidend beeinflussen würde: Operation – ja oder nein?

    Arndt entschied sich für den Eingriff, um die chronische Nasennebenhöhlenentzündung loszuwerden. Vergrößerte Nasenmuscheln hatten dafür gesorgt, dass die Nebenhöhlen zu schlecht belüftet wurden und sich die Bakterienherde deshalb dort festsetzen konnten. Zwei Wochen lang musste er nach der am 9. April durchgeführten Operation pausieren, anschließend fast einen komplett neuen Formaufbau absolvieren. Bei der Kalifornien-Rundfahrt Mitte Mai kehrte er auf die World Tour zurück, „aber obwohl das eigentlich ein leichtes Rennen ist, musste ich hart kämpfen. Aber immerhin spürte ich, dass der Körper wieder wollte, dass mir das Training wieder Spaß machte.“

    Dass die Entscheidung für den Eingriff die richtige war, davon ist der Wahl-Kölner allerdings erst seit vergangener Woche überzeugt. Da gelang ihm bei der Tour de Suisse eine gute Generalprobe für die Frankreich-Rundfahrt, die in diesem Jahr erneut der Höhepunkt seiner Saison sein soll. „Es war wichtig, dass ich ein paar harte Renn­tage gesammelt habe. Das Frühjahr war wirklich schlecht, als Profi war ich nie zuvor schlechter drauf. Aber die Tour de Suisse hat mir Hoffnung gegeben, mein altes Niveau wieder erreichen zu können“, sagt er.

    Platz neun beim abschließenden Einzelzeitfahren am vergangenen Sonntag führte zur Gewissheit, bis zum Start der Tour de France am 7. Juli körperlich wieder in die Verfassung zu kommen, die notwendig ist, um Etappensiege mitfahren zu können. Nichts anderes ist Arndts Anspruch, seit er 2017 auf der 19. Etappe nur dem Norweger Edvald Boasson Hagen den Vortritt hatte lassen müssen. „Solange mir der Tour-Etappensieg fehlt, werde ich es immer wieder versuchen“, sagt er. Sein Team habe ihm während der Rehabilitationsphase keinerlei Druck gemacht, seine Teilnahme am Saisonhöhepunkt in Frankreich zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt. „Das hat mir sehr geholfen, nicht den Druck zu haben, so schnell wie möglich wieder einsteigen zu müssen, sondern mich richtig auskurieren zu können.“

    Das Vertrauen will der 1,88 Meter große Athlet, der im Team Sunweb zu den Kapitänen zählt, nun zurückzahlen. „Die Vorfreude auf die Tour ist riesig, wir sind alle motiviert, gemeinsam gute Ergebnisse zu holen“, sagt er. Die letzte Formüberprüfung wird Arndt bei den deutschen Straßenmeisterschaften im hessischen Einhausen absolvieren. Eine Medaille im Zeitfahren am 29. Juni hat er angepeilt, das Straßenrennen über rund 220 Kilometer zwei Tage später ist eine verschärfte Trainingseinheit für die Tour. Die Hoffnung, mit zwei Topresultaten im Gepäck nach Frankreich reisen zu können, ist groß bei Nikias Arndt. Und das ist deutlich mehr, als er Mitte März zu hoffen gewagt hätte.