Wolgograd.

    Auf dem Platz kämpfen Islands Nationalhelden furchtlos gegen ihre Gegner - doch die intime Frage nach einem Sexverbot im WM-Camp ließ Kapitän Aron Gunnarsson erröten. „Im Moment ja“, stammelte der 29-Jährige etwas peinlich berührt. Der Mittelfeldabräumer, der normalerweise mit rasiertem Schädel und wildem Vollbart seine Gegenspieler bearbeitet, wirkte eher wie ein verschüchterter Schuljunge als ein kompromissloser Wikinger. Nationaltrainer Halmir Hallgrimsson grätschte dazwischen. „Solange die Frauen nicht da sind“, unterbrach er seinen Schützling lachend - und machte damit auch jedem Außenstehenden endgültig klar: Die Stimmung beim krassen Außenseiter vor dem Duell am Freitag (17 Uhr/ZDF) gegen Nigeria ist bestens. Islands Fußballer sind schließlich drauf und dran, ihr Märchen auch bei der WM in Russland weiterzuschreiben.

    „Es hat viel Energie gekostet, an diesen Punkt zu kommen. Aber es hat sich gelohnt. Wir haben ein Spiel, das Nigeria nach Möglichkeit gewinnen muss“, sagte Hallgrimsson über das Team von Gernot Rohr, das sein Auftaktspiel sang- und klanglos mit 0:2 gegen Kroatien verlor: „Ich denke, wir sind in einer besseren Position als sie.“

    Es ist diese Ausgangssituation, die die Isländer so lieben: Als Außenseiter und ohne Druck in ein Spiel gehen. Egal, wie es ausgeht - im Endeffekt können sie nur gewinnen. So wie beim WM-Debüt gegen Argentinien, als Torhüter Hannes Halldorsson einen Elfmeter von Lionel Messi hielt und sie dem haushohen Favoriten ein 1:1 abtrotzten.

    Die „Super Eagles“ aus Nigeria wollen gegen die Isländer allerdings den Spielverderber geben. Die Afrikaner befinden sich unter Zugzwang. Sollten sie verlieren, sind sie ausgeschieden. Das weiß auch Rohr: „Wir müssen gegen Island gewinnen.“

    Mit möglichen persönlichen Konsequenzen bei einem vorzeitigen WM-Aus beschäftige er sich nicht. Fast schon trotzig sagt der 64-Jährige: „Diese Frage stelle ich mir nicht. Wir werden das Spiel nicht verlieren.“

    Nigeria: 23 Uzoho –21 Ebuehi,6 Balogun, 2 Idowu, 5 Troost-Ekong – 4 Ndidi, 8 Etebo – 11 Moses, 10 Mikel, 18 Iwobi – 14 Iheanacho. Island: 1 Halldorsson – 2 Saevarsson, 14 Arnason, 6 R. Sigurdsson, 18 Magnusson – 16 Skulason, 17 Gunnnarsson, 20 Hallfredsson, 8 Bjarnason – 10 G. Sigrudsson – 11 Finnbogason. Schiedsrichter: Conger (Neuseeland).