Hamburg. Die mit der WM-Teilnahme verbundenen Hoffnungen sind kaum noch zu erfüllen

    Das fatale und spielentscheidende Eigentor von St. Paulis Stürmer Aziz Bouhaddouz im WM-Spiel seines marokkanischen Teams gegen Iran (0:1) war auch am Wochenende noch ein viel diskutiertes Thema im Umfeld des Millerntor-Clubs. Zwischen Mitleid und Häme reichte die Bandbreite der Kommentare zu der unglücklichen Aktion in der Nachspielzeit. Bouhaddouz selbst zeigte Größe, indem er sich nach dem Spiel den Reportern stellte und vom „schlimmsten Moment“ seiner Karriere und einem „wahren Albtraum“ sprach. „Ich kann mich nur beim Team, den Fans und 35 Millionen Marokkanern entschuldigen“, sagte der 31-Jährige.

    Nicht nur für Bouhaddouz, auch für den FC St. Pauli war der rund 18 Minuten lange „Joker“-Einsatz (inklusive Nachspielzeit) des Stürmers hinsichtlich der Personalplanungen für die kommende Saison ein Desaster. „Wir drücken ihm die Daumen, dass er auf viele Spieleinsätze kommt und erfolgreich ist“, hatte St. Paulis Sportchef Uwe Stöver kurz vor dem WM-Start noch gesagt. Gleich zwei Aspekte spielten bei diesem Satz eine Rolle. Einerseits bestand die Hoffnung, dass Bouhaddouz nach einer positiven WM-Erfahrung eine bessere Saison spielt als die vergangene, in der er lediglich vier Tore erzielte und etliche schwache Auftritte hatte. Andererseits schwang die Hoffnung mit, dass Bouhaddouz mit einem guten WM-Auftritt das Interesse anderer Clubs auf sich zieht, die bereit sind, St. Pauli eine nennenswerte Ablösesumme zu zahlen.

    Beides dürfte sich schon jetzt erledigt haben. Selbst wenn Marokkos Nationaltrainer Hervé Renard in den beiden verbleibenden Gruppenspielen gegen Portugal (20. Juni, 14 Uhr) und Spanien (25. Juni, 20 Uhr) Bouhaddouz überhaupt noch einmal auf das Feld schicken sollte, dürfte er sich gegen die Weltklasseverteidiger Pepe (Portugal) sowie Sergio Ramos und Jordi Alba (Spanien) – realistisch betrachtet – kaum entscheidend in Szene setzen können.

    Unabhängig von Bouhaddouz’ Zukunft sucht der FC St. Pauli für die kommende Saison noch einen neuen Stürmer. Ein Kandidat, der gut ins Anforderungsprofil gepasst hätte, war Sebastian Andersson (26), der in der vergangenen Saison für Zweitliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern in 29 Spielen zwölf Tore erzielte, also mehr als St. Paulis vier beste Stürmer zusammen. Der Schwede aber ist für St. Pauli jetzt nicht mehr zu haben, weil er das Angebot des ambitionierten Zweitliga-Konkurrenten 1. FC Union Berlin angenommen hat.