Kasan. Gotoku Sakai spricht über die WM mit Japan und seinen Verbleib im Volkspark

    Ganz schnell hat sich das japanische Nationalteam bei der WM 2018 in Russland gut eingerichtet. Auf der Anlage von Rubin Kasan erinnert fast nichts mehr an den russischen Erstligisten, überall prangen Schilder und stehen Zelte der „Samurai Blue“. HSV-Profi Gotoku Sakai (27), der mit Japan am Dienstag auf Kolumbien trifft, nahm sich nach dem Training Zeit, über sein Team und seinen Club zu sprechen.

    Herr Sakai, wie ist der erste Eindruck von Russland und vom Quartier in Kasan?

    Gotoku Sakai: Es ist auf jeden Fall eine schöne Stadt mit vielen alten Gebäuden. Ich hatte sie mir erst kleiner vorgestellt, aber sie ist größer als gedacht. Und man kann überall sehen, dass sich diese Stadt auf die WM eingestellt hat.

    Ihr Auftaktgegner Kolumbien bereitet sich abgeschieden im Skiresort vor. Sie wohnen mitten in der Stadt – der bessere Weg?

    Entspannung zu finden ist natürlich wichtig. Aber wir haben eine riesige Trainingsanlage, bei uns gibt es eine Sauna und einen Pool. Ich finde es für die Stimmung wichtig, dass man sich auch einmal etwas anschauen kann. Wir sind zufrieden.

    Ihr Trainer Akira Nishino ist erst Anfang April installiert worden, nachdem sich der japanische Verband auf dieser wichtigen Position von Vahid Halilhodzic trennte, der das Vertrauen verspielt hatte. War die Maßnahme wirklich nötig?

    Es ist wichtig, dass wir ein gutes Ergebnis bei dieser WM bringen – dann können wir am Ende hoffentlich sagen, es war nötig. Der Verband hat das so entschieden. Es bringt nichts, im Rückblick die negativen Dinge herauszustellen, wir müssen positiv auf die WM blicken.

    Was macht der neue Trainer denn anders? Es braucht schon mal keinen Dolmetscher mehr in der Kabine....

    (lacht) Das ist der große Vorteil. Die Verständigung ist natürlich viel, viel leichter, wenn der Trainer dieselbe Sprache spricht, anstatt dazwischen einen Dolmetscher zu schalten. Die Worte einer Ansprache haben eine direktere Bedeutung. Wir haben aber auch taktisch viel verändert. Vorher haben wir bei Ballgewinn immer versucht, sehr schnell mit einem vertikalen Pass umzuschalten. Jetzt versuchen wir mehr auf Ballbesitz zu gehen, stehen defensiv sehr kompakt.

    Reichen wenige Wochen, um sich mit einem neuen System auf eine WM einzustellen?

    Die japanische Fußballkultur ist den meisten Spielern nicht fremd, einige von uns spielen noch in der Heimat oder haben dort lange gespielt. Deswegen sehe ich nicht so einen großen Unterschied.

    War es für Sie eigentlich persönlich wichtig, Ihre Zukunft vor der WM zu klären und trotz des Abstiegs beim HSV zu bleiben? Sie hätten ja auch auf eine Wertsteigerung durch eine solche Bühne hoffen können.

    Das machen viele – das stimmt (lacht). Ich liebe Hamburg, den Verein und die Stadt. Auch für mich war der Abstieg nach meinen vielen Bundesligajahren sehr traurig. Ich möchte zu 100 Prozent an dem Neuaufbau mitwirken und eine neue Fußballkultur beim HSV einbringen. Ich werde mir allergrößte Mühe geben, dass der HSV wieder nach oben kommt. Ich bin kein Typ, der nur an sich denkt.

    Hat sich HSV-Trainer Christian Titz schon gemeldet?

    Wir unterhalten uns viel. Wir stehen in Kontakt, er drückt uns für die WM die Daumen.

    Ihre Gruppe mit Kolumbien, Senegal und Polen erscheint sehr ausgeglichen. Es ist kein klarer Favorit auszumachen.

    Da weiß man wirklich nicht, oder? Wir müssen körperlich und mental voll auf der Höhe sein. Ich halte das wirklich für eine anspruchsvolle Gruppe. Kolumbien hat James Rodriguez: Als wir bei der letzten WM 1:4 verloren haben, spielte er überragend, schoss auch ein Tor. Er kommt vom FC Bayern mit viel Selbstvertrauen. Dass Robert Lewandowski bei Polen auch ein Weltklassespieler ist, wissen wir auch alle. Wir haben wirklich schwierige Aufgaben vor uns. (fhel)