Merkwürdigkeiten gibt es ja reichlich. Es fängt damit an, dass das flächenmäßig größte Land dieser Erde seine Gebäude am liebsten in die Höhe baut, wo viel Platz ist. Und darum geht es hier: Platz. Genauer: Platz im Aufzug.

    Das Hotel hat mehr als 20 Etagen, Hunderte Zimmer. Vielleicht ein wenig in die Jahre gekommen, aber ansonsten versprüht es einen ursprünglichen russischen Charme, den man sich durchaus ja auch wünscht, wenn man zu Gast sein darf. Unzählige Etagen also. Zimmer in der 15., Blick auf die Stadtautobahn und Wohnblocks. Auch die in die Höhe gebaut, logisch. Aber: Ausblick „isch gud“, wie der Bundestrainer sagen würde.

    Doch wer hoch hinaus will (oder zurück nach unten), muss auch in den kleinen Dingen gut sein. Sagt der Jogi auch. Und die Aufzüge sind klein. Sechs an der Zahl. Schnell unterwegs. Und immer voll. Gerade zu Frühstückszeiten. Unliebsame Wartezeit. Eigentlich. Denn je öfter sich das Spektakel wiederholt, desto großartiger ist es.

    Knopf gedrückt, gewartet. Pling! Aufzug da. Die silbernen Türen schieben sich ächzend zur Seite und geben den Blick frei auf völlig unterschiedliche Welten. Fahrende Welten. Da wären die Asiaten, die dieses Hotel stark frequentieren. Sie stehen so gekonnt ineinander, dass auf die etwa ein mal ein Meter nach ersten groben Schätzungen mehrere Dutzend von ihnen passen.

    Pling! Türen auf. Schweigendes Lächeln. Keine Chance. Tür zu. Knopf gedrückt, gewartet. Pling von vorn! Tür auf. Asiaten. Lächelndes Schweigen. Keine Chance. Tür zu. Knopf gedrückt, gewartet. Pling von hinten! Herumgewirbelt. Tür auf. Saudis. Dazu Mexikaner. Grimmige Blicke. Keine Chance.

    Knopf gedrückt, gewartet. Pling von links! Tür auf. Australier in gelben Shirts. Gelächter drinnen. Keine Chance. Tür zu. Knopf gedrückt, kurz gewartet. Pling von hinten! Tür auf. Australier und Saudis. Da ist Raum. Zwischensprint. Abfahrt. Sie unterhalten sich auf dem Weg nach unten. „Guter Trainer“, sagt der Saudi. „Ja“, antwortet der Aus­tralier: „Vielleicht holen wir den Titel.“ Gelächter. Langsam fühlt es sich ein wenig nach WM an. Auch ohne Frühstück.