Moskau. Dreierbündnis setzt sich gegen Marokko durch. Grindel kritisiert „politische Interventionen von Trump“

    Ein zufriedenes Lächeln huschte über das Gesicht von Gianni Infantino, als ihm per Bildschirm übermittelt wurde, wo die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 stattfinden wird. „Die WM 2026 geht an die USA, Kanada und Mexiko“, erklärte der Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa zufrieden, denn der Sieg der Trias, die unter dem Label „United Bid“ firmierte, war Infantinos großer Wunsch. Marokko, der einzige Gegenkandidat, hat verloren. Bereits zum fünften Mal scheiterten die Nordafrikaner beim Versuch, eine WM austragen zu dürfen. Tatsächlich lässt sich diese Entscheidung zunächst einmal als Entscheid der Sachlichkeit interpretieren. Und das ist für eine Abstimmung beim Fußball-Weltverband wahrlich keine Selbstverständlichkeit.

    Auch Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), hat für die Amerikaner gestimmt. „Grundlage des Votums des DFB sind die Ergebnisse des Evaluierungsberichts der Fifa-Taskforce“, hatte der Verband schon am Vorabend des 68. Fifa-Kongresses mitgeteilt.

    Bei der 2010 vollzogenen Kür der WM-Gastgeber für 2018 und 2022 war ja endgültig sichtbar geworden, was für ein Moloch der Korruption die Fifa war. „Klinisch tot“ sei der Verband damals gewesen, rief Infantino nun noch einmal in Erinnerung. Vor allem die Zustimmung für Katar, den Bewerber, der in allen technischen Prüfungen am schlechtesten abgeschnitten hatte, war ein Skandal. Daher habe man nun „ein detailliertes, transparentes, solides Bewerbungsverfahren für die WM 2026 auf die Beine gestellt“, sagte der Fifa-Chef. Tatsächlich hat der Kandidat mit den besseren Stadien, der besseren In-frastruktur und dem für ein Sportevent günstigeren Sommerklima gewonnen. In den USA werden 60 der 80 Partien der ersten WM mit 48 Teilnehmern ausgetragen, Mexiko und Kanada teilen sich die übrigen 20 Begegnungen. „Heute sitzt ein sehr glücklicher Fifa-Präsident vor Ihnen“, sagte Infantino.

    Und doch liegt auch auf dieser Wahl, die „United Bid“ mit 134:65 gewann, ein Schatten. Denn der Entscheidungsprozess der Kongressmitglieder war offenkundig politisch beeinflusst, und das ist eigentlich ein Tabu im Sport. US-Präsident Donald Trump hatte gedroht, im Fall einer Niederlage von „Bid United“ Länder, die für Marokko gestimmt haben, mit politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen abzustrafen. Verschiedene Regierungen haben ihre Fifa-Vertreter daher angewiesen, für die Amerikaner zu votieren. DFB- Chef Grindel kritisierte „die politischen Interventionen des US-Präsidenten, die dem Fair-Play-Gedanken der Fifa widersprechen“.

    Am Ende war wieder einmal das Geld ausschlaggebend. Dies allerdings nicht wie in früheren Fällen in Form von Bestechungszahlungen, entscheidend war die Höhe der möglichen Einnahmen. „United Bid“ legte einen Schwerpunkt der eigenen Präsentation auf genau diesen Punkt. Carlos Cardeiro, der Präsident des nationalen Fußballverbands der USA, stellte einen Fifa-Umsatz in Höhe von 14 Milliarden Dollar in Aussicht, bei einem Gewinn von elf Milliarden. Mit Marokko hätte die Fifa dagegen nur einen Überschuss von vier Milliarden Dollar erwirtschaften können.