Hamburg. Der HSV-Investor bietet den Kauf weiterer Anteile an – und wird von Vorstandschef Hoffmann ausgebremst

    Am Sonntag verbrachte Bernd Hoffmann entspannte Stunden am Hockeyplatz. Der Vorstandschef des HSV schaute seinen Söhnen in Wellingsbüttel beim Punktspiel zu. Die Hockey-Saison in der Jugend ist im Gegensatz zur Saison von Hoffmanns Arbeitgeber noch nicht zu Ende. Die HSV-Profis starten erst in zwei Wochen wieder in die Vorbereitung.

    Entspannt, aber deutlich reagierte Hoffmann am Sonntag auf die Aussagen von HSV-Investor Klaus-Michael Kühne, der in einem Interview mit der „Hamburger Morgenpost“ am Sonnabend zum Ausdruck brachte, künftig weitere Anteile an der HSV Fußball AG erwerben zu wollen und damit seinen Einfluss zu erhöhen. Doch das schließt Hoffmann aus. „Wir haben vor der Wahl gesagt, dass wir das nicht wollen und daran hat sich auch nach der Wahl nichts geändert“, sagte Hoffmann zum Abendblatt. Der 55-Jährige wurde von den Mitgliedern am 12. Februar zum Vereinspräsidenten gewählt.

    Konkret nahm Hoffmann damit Stellung zu Kühnes neuesten Äußerungen. In der „Mopo“ hatte der formuliert, was er sich für die HSV-Zukunft wünsche: „Dass man mir die Möglichkeit gibt, meine Beteiligung an der HSV Fußball AG um bis zu zehn Prozent aufzustocken. Damit könnten die Finanzen stabilisiert und – mit der gebotenen Vorsicht – die Mannschaft maßgeblich verstärkt werden.“

    Kühne, der in den vergangenen vier Jahren 20,57 von möglichen 24,9 Prozent der zu veräußernden Anteile der HSV Fußball AG erworben hatte, hofft dafür auf eine Satzungsänderung, die weitere Anteilsverkäufe ermöglichen soll. „Bisher ist es mir nicht gelungen, die zuständigen HSV-Gremien davon zu überzeugen, dass mir eine höhere Beteiligungsquote an der HSV Fußball AG eingeräumt wird. Wenn diese Voraussetzung erfüllt wird, werde ich weiter helfen“, sagte Kühne.

    Was der Milliardär nicht sagte: Theoretisch bedarf es gar keiner Satzungsänderung, um weitere Anteile zu verkaufen. Ein Fehler, oder besser gesagt ein Versäumnis in der nach der Ausgliederung 2014 festgeschriebenen Satzung der HSV Fußball AG würde es dem Club ermöglichen, bis zu 33,3 Prozent der Anteile an Investoren zu verkaufen. Bislang gab es lediglich eine Art Agreement zwischen Finanzvorstand Frank Wettstein und dem ehemaligen Präsidenten Jens Meier, bei 24,9 Prozent aufzuhören. Neben Kühne haben auch der Agrar-Unternehmer Helmut Bohnhorst (1,22 Prozent), der 2016 verstorbene Alexander Margaritoff (0,67 Prozent) und die Familie Burmeister (1,35 Prozent) Anteile gekauft. Somit sind 23,81 Prozent der Anteile veräußert. Der HSV e.V. ist mit 76,19 Prozent Mehrheitsgesellschafter der AG.

    Jens Meiers Nachfolger Bernd Hoffmann will nun in seiner Doppelfunktion als Vereinspräsident und Vorstandsvorsitzender der AG auch in der Satzung des Clubs festschreiben, dass die magische 25-Prozent-Marke bei den Anteilsverkäufen nicht überschritten werden darf. Ansonsten könnte etwa ein Minderheitsaktionär wie Kühne eine Sperrminorität schaffen. Das heißt: Besitzt ein Aktionär wie Kühne Anteile von mehr als 25 Prozent aber weniger als 50 Prozent der HSV-Aktien, könnten Hauptversammlungsbeschlüsse, die eine 75-prozentige Mehrheit erfordern, verhindert werden. Dann könnte der HSV keine zentrale Entscheidung mehr ohne Zustimmung dieses Minderheitsaktionärs treffen.

    Genau das will Hoffmann verhindern. Bei der nächsten Hauptversammlung der AG, die aller Voraussicht nach zwischen November und Januar 2019 stattfindet, soll die Satzung entsprechend verändert werden. Der HSV will sich unter Hoffmann wieder unabhängiger machen von seinem Investor. „Herr Kühne ist wichtig, darf für den HSV aber nicht überlebenswichtig sein“, sagte Hoffmann im Abendblatt vor der Wahl zum Präsidenten. „Wir müssen sicherstellen, dass wir als HSV e.V. weiter alleine handlungsfähig sind, deshalb darf er auch nicht mehr als 25 Prozent der Anteile der AG besitzen.“

    Als Vorstandschef kann Hoffmann nun deutlich stärker bestimmen, wie die künftige Zusammenarbeit mit Kühne aussieht. Nach Abendblatt-Informationen ist eine weitere finanzielle Unterstützung auf dem Transfermarkt durch den Investor derzeit nicht vorgesehen. Kühne hatte sich offenbar auf Mallorca mit Trainer Christian Titz getroffen und sich mit ihm auch über Neuzugänge für die kommende Saison unterhalten. „Christian Titz ist für mich ein großer Hoffnungsträger. Zurzeit braucht der Trainer noch vier neue Spieler mit besonderem Entwicklungspotenzial. Offensichtlich hat er einiges auf dem Zettel, aber es fehlt das Geld“, sagte Kühne in der „Mopo“.

    Worte, die an den vergangenen Sommer erinnern. Damals hatte Kühne den ehemaligen HSV-Trainer Markus Gisdol gelobt und Verstärkungen gefordert. Am Ende half er dem Club bei den Transfers von André Hahn (6 Millionen Euro), Kyriakos Papadopoulos (6,5) und Julian Pollersbeck (3,5). Gleichzeitig forderte er den Verbleib von Stürmer Bobby Wood.

    Solche Verstrickungen soll es unter Hoffmann nicht mehr geben. Ein wichtiger Partner der HSV Fußball AG wird Kühne aber in jedem Fall bleiben. Spätestens im kommenden Jahr wird es wieder darum gehen, wie viel Geld der 81-Jährige dem HSV zahlen könnte. Dann läuft Kühnes Vereinbarung mit dem HSV über die Finanzierung des Stadionnamens aus. Im Januar 2015 hatte sich der Investor die Namensrechte an der HSV-Arena gesichert. Vier Millionen Euro zahlt Kühne dem HSV seitdem jährlich, damit das Stadion wieder Volksparkstadion heißt.

    Kühnes Schlusswort dazu in der „Mopo“: „Sofern ich den HSV in Zukunft unterstützen kann und will, würde ich eine Verlängerung meines Engagements beim Volksparkstadion nicht ausschließen. Darüber sollte man aber zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt befinden.“