Hamburg. Der Zweitligist will Jungprofis finden, die bei den Topclubs durchs Raster gefallen sind

    Bei der Aufarbeitung der schwachen Vorsaison hat der FC St. Pauli jeden Stein umgedreht. Die Wahrscheinlichkeit, erneut eine unbefriedigende Spielzeit zu erleben, soll so gut es geht minimiert werden. Deshalb steht bei dem Zweitligisten auch die Scouting-abteilung auf dem Prüfstand. Die Hamburger wollen künftig vermehrt auf Profis setzen, die ihren Leistungszenit noch nicht erreicht haben. Deshalb geht der Blick hinein in die Nachwuchsarbeit der Spitzenvereine. „Wir müssen vor allem die jungen Spieler kennen, die bei den Leistungszentren der Topclubs ausscheiden und dort keinen Profivertrag bekommen. Die sind ja trotzdem hervorragende Fußballer und würden hier mit dem Messer zwischen den Zähnen gegen die Etablierten spielen“, sagt Präsident Oke Göttlich.

    Doch auch der 42-Jährige weiß, dass der Kampf um die Stars von morgen unerbittlich ist. Deshalb werden immer jüngere Spieler mit gut dotierten Verträgen geködert. „Wir haben es in diesem Bereich mit dramatischen Veränderungen zu tun. Heute ist es vielen Clubs fast wichtiger, einen 14-Jährigen zu finden als einen 27-Jährigen“, kritisiert der St.-Pauli-Präsident.

    Dem Jugendwahn will St. Pauli aber nicht verfallen. Eine Lehre aus der Vorsaison ist auch, dass Mentalität Qualität niederringen kann. Darum will der Kiezclub beim Sichten der neuen Spieler darauf achten, dass sie charakterlich ins Gefüge passen. „Wir müssen fordern, dass die Spieler begreifen, was es heißt, beim FC St. Pauli Fußball zu spielen – nämlich mit Haltung, breiter Brust, Selbstständigkeit und Überzeugung. Das ist auch für die Spieler eine große Chance. Wenn man hier gemocht wird, hat man eine Plattform, die man sonst kaum in der Zweiten Liga hat“, erklärt Göttlich. Bislang hat St. Pauli mit Innenverteidiger Marvin Knoll (28), der von Jahn Regensburg kommt, und dem festverpflichteten Leihspieler Mats Möller ­Daehli zwei neue Spieler fest. Verstärkungen soll es noch im Mittelfeld und im Sturm geben.