Göteborg. WM-Auftaktgegner Mexiko muss Party-Exzesse verdrängen, bei Schweden hakt es in der Offensive – Rufe nach Ibrahimovic

    Angst und bange muss Titelverteidiger Deutschland mit Blick auf die WM-Vorrunde bislang nicht sein. Mexiko, Schweden und Südkorea – keiner der drei Gruppengegner wusste bislang in der Vorbereitung zu überzeugen. Für Schlagzeilen sorgten die Mexikaner, am 17. Juni in Moskau erster Kontrahent der DFB-Elf, aber dennoch. Weil sich ein Teil des Teams Medienberichten zufolge an einem trainingsfreien Tag ausschweifend amüsierte, war die Aufregung in der Heimat riesig. Vor dem letzten Testspiel in Dänemark am Sonnabend waren alle Beteiligten deutlich bemüht, wieder das Sportliche in den Vordergrund zu stellen.

    Mexikos Mittelfeldstar Héctor Herrera hat den häuslichen Frieden mit seiner Ehefrau Shantal Mayo nach einer Party mit Prostituierten offenbar kurz vor Beginn der Fußball-WM wiederhergestellt. Nachdem der 28-Jährige das Trainingslager seines Teams in Kopenhagen verlassen hatte, um sich mit seiner Gattin auszusprechen, kehrte er wohlbehalten vor dem letzten Test am gegen Dänemark wieder zurück. „Héctor ist glücklich angekommen“, sagte Trainer Juan Carlos Osorio.

    Osorio hatte seinem Strategen Herrera vom FC Porto freigegeben, um eventuelle Irritationen mit seiner Frau auszuräumen. „Ich hielt es für notwendig, dass sie ihre persönliche Situation lösen. Das Wichtigste ist der Mensch“, sagte Osorio. Der Kolumbianer räumte zudem ein, dass er von der Feier, an der neben neun Spielern auch rund 30 Prostituierte teilgenommen haben sollen, wusste. „Ich war mir des Treffens bewusst“, sagte Osorio und verwies darauf, dass die Party in der „Freizeit“ der Spieler stattgefunden habe.

    In Mexiko hatte die „24-Stunden-Orgie“ hohe Wellen geschlagen, nachdem „TVNotas“ von dem Treffen berichtet hatte. Das Magazin veröffentlichte Bilder vom Eintreffen der Spieler in einem Privatanwesen in Mexiko-Stadt nach einem Test gegen Schottland und spottete: „Der wahre Abschied der Tri“. Kurz nach der Feier reiste die mexikanische Mannschaft nach Europa. Ab sofort soll die Aufmerksamkeit nur noch dem Sport gelten.

    „Dänemark hat eine sehr gute Mannschaft. Für uns wird es eine große Prüfung“, sagte Nationaltrainer Osorio. Der Coach, bei den eigenen Fans höchst umstritten, hofft dennoch auf ein positives Resultat im Testspiel, um mit Rückenwind die Reise zur WM nach Russland (14. Juni bis 15. Juli) antreten zu können. Bislang rumpelte es in den Partien gegen Wales (0:0) und Schottland (1:0) noch gewaltig.

    Mut machen die Nachrichten von den zuletzt verletzten Spielern. Defensivspezialist Diego Reyes dürfte bis zum Deutschland-Spiel wieder fit sein. „Die Entwicklung, die wir bei Diego sehen, gibt uns Hoffnung“, sagte Osorio am Freitag in Kopenhagen über den 25-Jährigen vom FC Porto. „Das heutige Training wird wichtig.“ Reyes hat eine Oberschenkelverletzung und fehlte bereits beim torlosen Test der Lateinamerikaner gegen Wales am 29. Mai und beim 1:0-Sieg fünf Tage später gegen Schottland.

    Sogar „sehr zufrieden“ ist Osorio mit der gesundheitlichen Entwicklung bei Verteidiger Héctor Moreno (30) und Mittelfeldspieler Andrés Guardado (31), die zuletzt angeschlagen waren. Beide hätten normal mit der Mannschaft trainiert, sagte der Coach.

    Der zweite deutsche Vorrundengegner Schweden mit Noch-HSV-Profi Albin Ekdal will sich mit einigen Treffern gegen das ebenfalls für die WM qualifizierte Peru auf Russland einstimmen. Zuletzt hakte es bei den Skandinaviern beim 0:0 gegen Dänemark noch gewaltig in der Offensive. Eine weitere Nullnummer bei der Generalprobe am Sonnabend und die gerade verstummten Rufe nach dem fehlenden Superstar Zlatan Ibrahimovic (jetzt Los Angeles) würden wohl wieder lauter werden.

    Deutschlands letzter Gruppengegner Südkorea nutzt das Wochenende, um Kraft zu tanken, ehe am Montag der abschließende Test in Österreich gegen den Senegal ansteht. Das jüngste 0:0 gegen Bolivien am Donnerstag dürfte Joachim Löw und Co. aber nicht besonders aufgeschreckt haben.

    Während die deutschen Gegner also noch Nachholbedarf haben, sind einige Favoriten bereits gut in Form. Frankreich wusste bislang zu überzeugen, gegen die USA will die Équipe Tricolore ihre Rolle als Titelkandidat untermauern. Die Spanier testen bereits in Russland. Nachdem die Mannschaft am Donnerstag von König Felipe VI. verabschiedet worden war, trifft sie am Sonnabend in Krasnodar auf Tunesien. Im Falle des zweiten WM-Triumphs würden die Spanier eine Rekordprämie von jeweils 825.000 Euro brutto erhalten. Die deutschen Weltmeister kassierten 2014 in Brasilien je 300.000 Euro.