Berlin.

    Der Ärger um ein gemeinsames Foto der beiden Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan im Mai begleitet weiter die Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in Russland. In einem Interview mit der „Zeit“ hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier noch einmal befremdet über den Vorfall gezeigt.

    Steinmeier hatte die beiden gebürtigen Gelsenkirchener bereits vor dem DFB-Pokalfinale zu einem klärenden Gespräch in Berlin empfangen. Das Staatsoberhaupt berichtete vom Treffen und darüber, sich zunächst gefragt zu haben, ob Gündogan und Özil überrumpelt worden seien. „Es hat mich dann, ehrlich gesagt, auch ein bisschen ratlos gemacht“, gestand er. Angesichts der Tatsache, dass die Spieler in Deutschland groß geworden seien, hätte es sie „nicht überraschen dürfen, dass ihr Treffen mit dem türkischen Staatspräsidenten Kritik auslöst“.

    Die Initiative für ein Gespräch mit ihm sei von Gündogan ausgegangen, sagte Steinmeier. „Wenn jemand nach einem Rückweg sucht, soll man helfen. Eine Brücke zu bauen, so verstehe ich meine Rolle als Bundespräsident. Darum habe ich gesagt, ja, sie sollen kommen.“ Ob die Spieler sich entschuldigt hätten, sei „eine Interpretationsfrage“. Der 62-Jährige betonte jedoch: „Wenn ich die beiden Aussagen ernst nehme – und ich habe keinen Anlass, das nicht zu tun –, dann haben die beiden jedenfalls erkannt, dass es für sie gut ist, sich zu diesem deutschen Staat und ihrem loyalen Verhältnis zu ihm zu bekennen und das entstandene Bild zu korrigieren.“

    Während Özil für sein Schweigen in der Angelegenheit weiter kritisiert wird, äußerte sich Gündogan im Mediengespräch zum Vorfall. „Wir haben aufgrund unserer türkischen Wurzeln noch einen sehr starken Bezug zur Türkei. Das heißt aber nicht, dass wir jemals behauptet hätten, Herr Steinmeier sei nicht unser Bundespräsident oder Frau Merkel nicht unsere Bundeskanzlerin.“