Berlin. Fußball-Weltverband kontrolliert Spieler bei der WM selbst. Fall Guerrero sorgt für Aufregung

    Schlechte Noten für den Antidopingkampf bei der Fußball-WM: Die Nationale Antidoping-Agentur (Nada) hat neun Tage vor dem Startschuss der Endrunde in Russland die Maßnahmen der Fifa scharf kritisiert. Besonders ärgerlich sei, dass der Weltverband die Kontrollen in Eigenregie vornimmt. „Der Sport kontrolliert sich selbst. Das ist genau das, was wir bemängeln“, sagte Andrea Gotzmann, Vorstandsvorsitzende der Nada, auf der Jahrespressekonferenz ihrer Organisation in Berlin. Wichtig wäre eine internationale Abstimmung mit den nationalen Agenturen. „Wenn der Sport sich selbst kontrolliert, gibt es zu viele Interessenkonflikte“, erläuterte Gotzmann. Das hätten in jüngster Zeit Beispiele aus dem Radsport und der Leichtathletik gezeigt.

    Bei der Fußball-WM werden die Proben der Spieler von speziell geschulten Teams entnommen und zum Labor nach Lausanne in die Schweiz gebracht. Dabei handele es sich um gut geschützte Kurierdienste, die höchsten Sicherheitsanforderungen genügten. In Russland selbst können keine Analysen vorgenommen werden, da die nationale Agentur Rusada weiterhin gesperrt ist.

    Nach Einschätzung der Nada hat der Fußball eine große Chance vertan. „Ich glaube, dass man nach außen ein klares Signal setzen würde, wenn man neutrale Beobachter und neutrale Institutionen einbeziehen würde“, sagte Gotzmann. Das würde der Sportart und den Athleten enorm helfen, „denn es geht ja auch um den Schutz vor ungerechtfertigten Dopingvorwürfen.“ Lars Mortsiefer, Vorstandsmitglied und Chefjustiziar der Nada, ärgerte sich mit Blick auf die WM vor allem über den Fall des peruanischen Kapitäns Paolo Guerrero. Der frühere Bundesligaspieler (HSV, Bayern München) hatte vor dem Schweizer Bundesgericht erwirkt, dass seine Dopingstrafe wegen Kokainmissbrauchs ausgesetzt wurde und er doch noch an der WM-Endrunde teilnehmen darf.

    „Das Argument, dass man die Sperre verringern soll, weil der Saisonhöhepunkt ansteht, darf nicht ziehen. So etwas hören wir fast in jedem Verfahren“, sagte Mortsiefer. „Das torpediert den Antidopingkampf. Es gab eine Sanktionierung, die einzuhalten ist. Es bleibt ein ungutes Gefühl, wenn Guerrero jetzt bei der WM spielt.“

    Wenig Unterstützung erfährt die Nada nach eigenen Angaben bislang auch durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), der bei seinem Ergebnismanagement weiter auf die Bonner Fachleute verzichtet. Immerhin steuert der DFB knapp eine Million Euro zum Nada-Etat bei, der für das Jahr 2017 bei 9,2 Millionen Euro lag.