Paris. Der 22-Jährige trifft heute in Paris im Achtelfinale auf Titelverteidiger Rafael Nadal

    Vergangenes Jahr hatte Maximilian Marterer irgendwann genug von der etwas größeren Welt des Tennis. Als er bei den US Open zum 14. Mal in Folge ein Erstrundenmatch verloren hatte, beschloss der Franke einen vorübergehenden Rückzug. Fortan versuchte er wieder sein Glück auf überschaubaren Bühnen, bei den Challenger-Wettbewerben. Er wollte öfter das Gefühl des Gewinnens spüren und nicht mit den Meldungen über das werweißwievielte Scheitern konfrontiert werden. Und tatsächlich gelang das Experiment des kontrollierten Abstiegs, Marterer siegte wieder regelmäßiger, tankte Selbstbewusstsein. „Manchmal“, sagt Marterer, „muss man einen Schritt zurückgehen, um voranzukommen.“

    2017, die dunklen Tage jener Spielserie – das scheint gegenwärtig alles weit zurückzuliegen. Marterer (22) ist aus deutscher Sicht der Aufsteiger der Saison. Bei den French Open erreichte sein Aufschwung einen vorläufigen Höhepunkt. Nach dem souveränen 6:2, 6:1, 6:4-Erfolg über den Esten Jurgen Zopp am Sonnabend wartet im Achtelfinale heute (12.15 Uhr, Eurosport) Rafael Nadal, der zehnmalige Champion. Es ist das Match des Lebens für Marterer, eine Belohnung für all das, was er in den vergangenen Jahren investiert hat in seine eigene Karriere an Schweiß und Tränen. Auch dafür, wie er es immer wieder geschafft hat, Enttäuschungen wegzustecken und nicht aufzugeben.

    „Ich habe schon einen langen Atem“, sagt Marterer, der in der Weltrangliste nach Paris erstmals unter die Top 50 vorrücken könnte. Der junge Deutsche ist kein Unbekannter für Nadal, schon oft diente er dem Großmeister in Juniorenzeiten als Sparringspartner, vor allem, wenn es für Nadal galt, Matches gegen einen Linkshänder zu simulieren. Auch Marterer erledigt seine Tennisdinge mit links, er spielt durchaus ähnlich wie Nadal, nur nicht mit dieser unheimlichen Wucht und dem mächtigen Drall. Marterer ist kein Überflieger gewesen in seinen Kinder- und Jugendtagen im Tennis. Oft genug gab es in Verbandskreisen Zweifel, ob der Nürnberger es schaffen werde im Profirevier. Das schwierige Jahr 2017 machte die Zweifel nicht kleiner, aber dann profitierte Marterer schnell von der Zusammenarbeit mit Daviscupkapitän Michael Kohlmann – der kümmerte sich auch als persönlicher Coach ums Vorankommen. Marterer gewann mehr Matchhärte, mehr Durchsetzungsvermögen, er suchte einfach noch entschlossener, aber auch geduldiger seine Chancen. „Er machte einen kräftigen Schritt nach vorne, verbesserte alle Schläge“, sagt Kohlmann, der unaufgeregte Übungsleiter.