Die SG Flensburg-Handewitt versetzt die Region in den Ausnahmezustand. In den Jubel mischt sich auch Abschiedswehmut.

Flensburg. Lange gezittert, aber am Ende gefeiert: Nach einem Nervenspiel mit glücklichem Ausgang hat die SG Flensburg-Handewitt weit weniger souverän als erwartet ihre zweite deutsche Handball-Meisterschaft nach 2004 eingefahren. Die Norddeutschen krampften sich am 34. und letzten Bundesliga-Spieltag zu einem 22:21 (12:12)-Sieg gegen Frisch Auf Göppingen und behaupteten damit ihren Vorsprung auf Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen, dessen 28:25 (13:12)-Erfolg gegen SC DHfK Leipzig wertlos war.

Nach ihrem ersten Titel 2004 war der „ewige Zweite“ siebenmal Vizemeister geworden. Und auch am Sonntag standen die Flensburger kurz vor einem bitterbösen Erwachen, ein Remis hätte nicht zum Titel gereicht. Mit dem Triumph vor Augen, agierte die SG phasenweise wie gelähmt, fahrig und zum Teil übernervös. Die Platzherren vergaben viele freie Würfe gegen Göppingens Torwart Primoz Prost und versäumten es ein ums andere Mal, in der Verteidigung kräftig zuzupacken.

Die 6300 Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Flens-Arena staunten nicht schlecht, dass keine der beiden Mannschaften in der ersten Halbzeit mehr als ein Tor Vorsprung herauswarf. Erst in der 43. Minute führte die SG erstmals mit mehr als einem Treffer (17:15).

Löwen ermöglichten Flensburg den Titel

Dabei waren die Gäste stark ersatzgeschwächt und lediglich mit sieben Feldspielern und zwei Torhütern in den hohen Norden gereist. Trainer Rolf Brack hatte seinem Team daher verständlicherweise eine eher behäbige Spielweise verordnet, die zunächst dazu ausreichte, den hohen Favoriten nicht wegziehen zu lassen.

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Möglich gemacht hatte den Flensburger Triumph auch eine Schwächephase des Vorjahresmeisters in Ligaendspurt. Zwischen dem 31. und dem 33. Spieltag holten die Mannheimer lediglich einen Zähler und büßten damit einen Vier-Punkte-Vorsprung auf den neuen Titelträger ein.

Derweil sind der TV Hüttenberg und der TuS N-Lübbecke nach nur einer Saison wieder abgestiegen. Lübbecke rutschte durch ein 27:30 (13:11) beim TBV Lemgo am letzten Spieltag noch auf den vorletzten Tabellenplatz ab. Auch Hüttenberg muss nach dem Durchmarsch von der 3. in die 1. Liga nach einem 23:28 (12:15) bei den Füchsen Berlin direkt wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.

Nur noch zwei Champions-League-Teilnehmer

Gerettet ist hingegen der dritte Aufsteiger Eulen Ludwigshafen: Durch ein 32:29 (16:15) gegen den HC Erlangen zogen die Ludwigshafener am Sonntag noch an Lübbecke vorbei. Als Aufsteiger aus der 2. Bundesliga stehen der Bergische HC und die SG BBM Bietigheim fest.

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Meister und Vize-Meister sind für die Champions League qualifiziert. Im EHF-Pokal starten die Füchse Berlin als Titelverteidiger, der TSV Hannover-Burgdorf als Verlierer des deutschen Pokalfinales, der SC Magdeburg als Tabellenvierter sowie Rekordmeister THW Kiel als Tabellenfünfter.

Seit Wochen waren alle Eintrittskartren für die Begegnung in Flensburg verkauft, wer keinen Einlass fand, konnte aber rund um die Halle mitfeiern. Ein DJ sorgte für Stimmung, und die SG lud zum gemeinsamen „Public Hearing“. Da die TV-Liverechte beim Abosender Sky liegen, übertrug der private Hörfunksender Radio Schleswig-Holstein die kompletten 60 Spielminuten.

Stars verlassen Flensburg

Mehrere Flensburger Leistungsträger nahmen mit dieser denkwürdigen Partie ihren Abschied. Keeper Andersson beendet mit 40 Jahren seine Laufbahn, andere Leistungsträger wie Mogensen, Henrik Toft Hansen, Jacob Heinl und Kentin Mahe setzten ihre Karriere an anderer Stelle fort.

Andere, die bei der SG bleiben, erlebten ebenfalls einen ganz persönlichen Triumph. Coach Machulla trat nach nur einer Saison bereits aus dem Schatten seines Vorgängers Ljubomir Vranjes heraus, der Schwede hatte 2014 mit den Flensburgern die Champions League gewonnen. Über seinen ersten Meistertitel nach insgesamt 17 Bundesligajahren in Nordhorn, Lemgo und Flensburg durfte sich Liga-Urgestein Holger Glandorf (35) freuen.