Hamburg. Hamburger Zweitligaaufsteiger ist mit Gehaltszahlungen im Verzug. Bisher noch keine Verstärkungen für die neue Spielzeit

    Fußball im Volkspark, anschließend Mannschaftsabend beim Griechen in Eidelstedt: Spieler, Trainer und Betreuer des Handball Sport Vereins Hamburg (HSVH) ließen es sich am gestrigen Mittwoch noch mal richtig gut gehen. Dabei ist die Lage beim Zweitligaaufsteiger alles andere als entspannt.

    „Wieder Kohle-Chaos beim HSV?“, hatte die „Bild“ getitelt, der Verein aber umgehend Entwarnung gegeben. „Dass es bis zum Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni eng werden könnte, war uns bewusst. Spieler und Mitarbeiter wussten Bescheid. In zehn Tagen sind wir wieder im Plan und können allen laufenden Verpflichtungen nachkommen“, stellte Vereinspräsident Marc Evermann (46) klar.

    Schon in der Vergangenheit hatte der Club die Gehälter nicht immer pünktlich bezahlt. Aktuell steht die Monatsabrechnung für April aus, die vor drei Wochen fällig war. Mit dem Mai-Gehalt sollen die fehlenden Gelder nun Anfang Juni überwiesen werden, das Juni-Gehalt bis zum 10. Juli. Das Team sei über die Zahlungsverzögerungen informiert gewesen, sagte Kapitän Lukas Ossenkopp (25) dem Abendblatt: „Wir haben vollstes Vertrauen, dass sich die Finanzen regeln werden und der Verein gestärkt aus der Situation hervorgeht. Wir stehen nicht am Abgrund.“

    Ganz so unbedenklich stellt sich die Lage indes nicht dar, auch wenn gegen Saisonende, wenn Einnahmen aus dem Spielbetrieb ausbleiben, viele Clubs klamm bei Kasse sind. Zwar kann der HSVH die laufende Spielzeit wohl mit einer roten Null abschließen, doch das wird nur möglich, weil Freunde und Gönner erneut private Darlehen geben, Dienstleister Forderungen stunden. Hinzu kommen Stand heute Altlasten von etwa 250.000 Euro aus der Insolvenz der ehemaligen HSV-Handball-Betriebsgesellschaft im Januar 2016. Damals meldete Insolvenzverwalter Gideon Böhm die Bundesligamannschaft als Tabellenvierten vom Spielbetrieb ab.

    „Bis heute haben wir mit diesen Altlasten zu kämpfen, weil uns die Tilgungen hoch belasten und die laufende Liquidität eingeschränkt haben“, sagt Sebastian Frecke (32), Geschäftsführer der HSM Handball Sport Management und Marketing GmbH, die offiziell ihre Tätigkeit am 1. Juli zur Zweitligasaison aufnimmt – dann ganz ohne Schulden. Die liegen beim Verein. Die unabhängigen Wirtschaftsprüfer der Handball-Bundesliga (HBL) erteilten dem HSVH in Kenntnis der Zahlen dennoch ohne Auflagen die Zweitligalizenz.

    Der Saisonetat 2017/18, zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Euro, war für die Dritte Liga Nord von Anfang an überdimensioniert, der Club aber wollte sich bereits für künftige Herausforderungen aufstellen. Dazu gehören eine arbeitsfähige Geschäftsstelle in der Volksbank-Arena (jährliche Kosten: rund 300.000 Euro) und eine erfolgreiche Jugendarbeit (400.000 Euro). Der Vereinsnachwuchs zählt in der Jugend-Bundesliga Nord jetzt zu den drei stärksten Mannschaften. Auch einige Gehälter entsprachen nicht der Spielklasse. Die höheren Zuschauerzahlen verteuerten zudem die Durchführung der Heimspiele in der Sporthalle Hamburg, was die zusätzlichen Einnahmen auffraß.

    Die Konsequenz aus den pekuniären Engpässen bekommt derzeit Trainer Torsten Jansen (41) zu spüren. Bisher konnten für die Zweite Liga noch keine Verstärkungen für die Positionen Torhüter, Kreis und Rechtsaußen verpflichtet werden. „Wir werden erst Verträge unterschreiben, wenn sie gegenfinanziert sind“, sagt Sportchef Martin Schwalb (55). Das wiederum lässt viele Fans mit dem Kauf einer Dauerkarte zögern. Von den 1960 Abonnenten der vergangenen Serie haben bisher erst 1100 verlängert, bei Preissteigerungen von bis zu 50 Prozent, aber vier zusätzlichen Heimspielen.