Hamburg. DOSB-Präsident Alfons Hörmann hofft aber, mit Innenminister Horst Seehofer einen verständnisvollen Partner gefunden zu haben

    Wenn Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in Hamburg weilt, und das tut er immer noch gern und oft, wird eine deutsche Olympiabewerbung schnell zum Thema. „Die Ausrichtung von Großereignissen wie Olympia, Paralympics, Welt- und Europameisterschaften gehören zur DNA des DOSB“, sagte Hörmann (57) beim sechsten Hamburger Sportkonvent im Haus des Sports am Schlump, momentan stünden aber entsprechende Kampagnen nicht auf der Agenda. Auch Hamburgs Sportsenator Andy Grote sieht für eine erneute Kandidatur der Stadt in den nächsten Jahren keine Grundlage. Der Sport müsse zunächst seine gesellschaftliche Akzeptanz und seinen Stellenwert weiter erhöhen, sagte der SPD-Politiker.

    Um die gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports geht es derzeit bei den Verhandlungen des DOSB mit dem Bundesinnenministerium (BMI) über die finanzielle Ausstattung der vor dreieinhalb Jahren gestarteten Leistungssportreform. Die sieht im Grundsatz eine gezieltere Förderung für weniger Athleten, bundesweit 4000 statt bisher 4500, in potenziell medaillenträchtigen Sportarten vor. Während der Bundesrechnungshof vor höheren Zuwendungen erst bessere Leistungen forderte und der ehemalige Innen- minister Thomas de Mazière (CDU) sich mehr Medaillen bei fast gleichbleibenden Mitteln wünschte, scheint der neue Heimatminister Horst Seehofer ein verständnisvollerer Gesprächspartner zu sein.

    Das BMI habe jetzt nicht mehr die Absicht, dem DOSB den (Welt-)Sport zu erklären, sondern schließe sich in weiten Teilen der Analyse der Experten an, berichtete Hörmann von der zweistündigen Unterredung mit Seehofer am vergangenen Mittwoch in Berlin. Vielmehr wolle sich der CSU-Politiker für eine angemessene Ausstattung des Leistungssports bei Finanzminister Olaf Scholz (SPD) einsetzen; was wohl ein zähes Ringen mit Hobby-Ruderer Scholz werden dürfte.

    Zuletzt hatte es wiederholt Unstimmigkeiten über die Höhe der Aufstockung der Bundesmittel für das Reformvorhaben gegeben. Statt des vom DOSB gewünschten Plus von rund 120 Millionen Euro sieht der Regierungsentwurf für den Haushalt 2019 und die Jahre danach nur eine Erhöhung von 30 Millionen vor. Der Sportbund hatte sich zudem für dieses Jahr einen Zuschlag von 20 bis 40 Millionen erhofft. Im vorläufigen Haushalt sind jedoch nur 8,5 Millionen Euro mehr angesetzt. Bisher fördert der Bund den Spitzensport jährlich mit 170 Millionen Euro.

    „Unsere Rechnung mag an einigen Stellen diskutabel sein, aber ohne eine weit höhere Förderung des Bundes ist unsere Leistungssportreform, auch angesichts der zunehmenden Zahl olympischer Trendsportarten, nicht umzusetzen“, sagte Hörmann. Dass eine Sportart wegen mangelnder Perspektive nicht mehr gefördert werde, lasse er nicht zu. „Dagegen kämpfe ich bis zum letzten Tag.“ Lieber akzeptiere er weniger Medaillen, als sich nach niederländischem Vorbild nur auf eine Disziplin (Eisschnelllaufen) zu konzentrieren.

    Der Reformstau wirkt sich bereits auf den Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein (OSP) auf. Für mehr Kaderathleten und den neuen Bundesstützpunkt Beachvolleyball stehen dem OSP jetzt 250.000 Euro zusätzlich zum Jahresetat von 1,984 Millionen Euro zu. Nur: Das Geld gibt es bisher nicht, weil es erst eingespart werden muss.

    „Wir können nicht mehr allen Athleten die ihnen zustehenden Leistungen anbieten“, sagt OSP-Leiterin Ingrid Unkelbach. Betroffen sind Physiotherapie, Sportpsychologie und Ernährungsberatung. Der Hamburger Volleyballverband kann die Stelle eines Athletiktrainers nicht besetzen. Unkelbach sieht noch andere Gefahren: „Wenn wir immer weniger Athleten fördern, nur Olympia- und Perspektivkader haben, droht die zweite Reihe wegzubrechen, die für einen hochwertigen Trainings­betrieb wichtig ist.“ Fazit: Wer mehr Leistung will, muss sie auch bezahlen.