Monte Carlo. Australier siegt beim 250. Formel-1-Grand-Prix seines Rennstalls. Vettel wird Zweiter vor Weltmeister Hamilton

    Es ist der ultimative Triumph des Menschen über die Maschine: Fast 50 Runden lang, mehr als eine Stunde, droht Daniel Ricciardo der Renault-Motor im Heck seines Red-Bull-Rennwagens um die Ohren zu fliegen. Der Australier gewinnt trotzdem die Prozession um den Großen Preis von Monaco – und gilt nun als größter Stoiker der Formel 1. Deutet sich da eine Wende in der Weltmeisterschaft an? Sebastian Vettel wird im Ferrari Zweiter vor Lewis Hamilton (Mercedes). Alle drei haben zwei Saisonsiege, Hamilton führt mit 110 Punkten vor Vettel (96) und Ricciardo (72).

    Siebter Sieg und den Monaco-Fluch gebrochen, nachdem dreimal niemand vom ersten Startplatz gewinnen konnte – beginnend mit Ricciardo 2016 selbst: „Das ist die Wiedergutmachung“, brüllt Teamchef Christian Horner nach dem 250. Grand Prix seines Rennstalls, „Du bist gefahren wie Michael Schumacher!“ Auch Verfolger Vettel analysiert anerkennend: „Das war ein schwieriges Rennen. Daniel war einfach stärker.“ Und Titelverteidiger Hamilton muss sich zufriedengeben: „Ich habe getan, was ich tun konnte.“ Zweimal in seinem Formel-1-Leben hat Ricciardo bisher die Poleposition holen können, beide Male in Monte Carlo. Der Australier hat ein perfektes Rennwochenende erwischt, jede einzelne Trainingseinheit und jeden Qualifikationsabschnitt angeführt.

    Auch ins Rennen startet er perfekt, lässt weder Vettel noch Hamilton aufschließen. Angesichts der Überlegenheit von Red Bull Racing auf dieser Strecke funkt der Kommandostand schon in der zweiten Runde: „Bleib konzentriert.“ Stimmt, der sechste WM-Lauf scheint ungefähr so aufregend zu sein wie das alljährliche Finish in der deutschen Fußball-Meisterschaft.

    Den eigentlichen Aufreger gab es am Sonnabendmorgen, als Max Verstappen, im Abschlusstraining bis auf 0,0001 Sekunden an seinen Teamkollegen Ricciardo herangekommen, sein Auto in der Schwimmbadpassage in den Leitplanken zerschmettert. Und zwar so sehr, dass es zur Qualifikation nicht mehr repariert werden kann. Der Niederländer kann sich wieder von allen öffentlich seine Fehlerquote vorrechnen lassen und die vielen weggeworfenen Chancen. „Das ist ziemlich hart für ihn. Ich hoffe, er lernt diesmal“, grollt Teamchef Horner, der seinen Rennstall an der Stufe zur Machtübernahme sieht. Was für eine Differenz zwischen seinen Piloten – Erster und Letzter.

    Schon nach der ersten Runde hat Verstappen­ zwei Positionen gut gemacht, und seine kompromisslosen Manöver sorgen wenigstens für ein bisschen Abwechslung. Am Ende wird er Neunter. Spannender als der Straßenverkehr ist von der 30. Runde an der Funkverkehr. Erst ist nichts zu verstehen, aber das Kopfschütteln an der Red-Bull-Box ist verräterisch. Aus Ricciardos Cockpit schmettert es: „Ich verliere Power.“ Motorenlieferant Renault gilt bei Red Bull als Feind im eigenen Bett. „Ich hing im sechsten Gang fest, ich dachte schon, das Rennen wäre gegen uns gelaufen“, sagt der Australier hinterher.

    Vettel nähert sich zwar, kommt aber nicht vorbei. „Wir hatten heute die Geschwindigkeit, aber es war kompliziert“, sagt der Deutsche. „Ich hätte gerne mehr Druck auf Daniel gemacht, aber ich hatte kein großes Vertrauen in die Reifen.“ Renault-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) erreicht den achten Rang.