Kiew.

    Mit müden Augen kletterte Cristiano Ronaldo bei der Heimkehr nach Madrid zu früher Stunde aus dem Flieger. Die Partylaune war dem Weltfußballer trotz des historischen Erfolgs, dem fünften Champions-League-Titel, schon in der Nacht von Kiew vergangen. Vielmehr hatte der portugiesische Fußballstar großen Redebedarf – und seine Gedanken an einen Abschied schreckten die königliche Welt mächtig auf. „Vielleicht hätte ich schweigen sollen, aber wenn du ehrlich bist, kommen einige Dinge hoch. Ich werde sprechen, und wenn ich spreche, habe ich wichtige Dinge zu sagen. Ich kann nichts garantieren“, verlieh Ronaldo (33) seinen Wechselgedanken nach dem 3:1 gegen den FC Liverpool Nachdruck.

    Dass der unzufriedene Matchwinner Gareth Bale (28) ebenfalls offen von Abschied sprach, ließ den dritten Königsklassentitel in Serie und den 13. der Club-Geschichte zu einer Nebensache verkommen. Zumal die Siegerparty auf dem Rasen ohnehin reichlich nüchtern, fast routiniert wirkte. „Die 13 ist eine Bombe“, schrieb das spanische Blatt „Marca“ treffend, und bei „Sport“ war zu lesen: „CR7 war der Spielverderber. Die 13. Champions League von Madrid ist zu einem Fegefeuer der Eitelkeiten ausgeartet.“ Zuvor hatte Ronaldo einen kleinen Orkan ausgelöst. „Es war sehr schön, bei Real Madrid zu spielen“, hatte er unmittelbar nach Spielschluss gesagt und damit Trainer Zinédine Zidane und Präsident Florentino Perez verärgert.

    War es nur gekränkte Eitelkeit, oder steckt mehr hinter Ronaldos kryptischen Worten? Immer wieder beklagt der Europameister, der noch bis Mitte 2021 an Real gebunden ist, fehlende Wertschätzung. Dass neue, jüngere Stars wie Brasiliens Neymar (26) oder Liverpool-Ass Mohamed Salah (25) als zukünftige „Galacticos“ gehandelt werden, empfindet Ronaldo als Majestätsbeleidigung.

    Die Hauptrolle auf dem Rasen hatte diesmal ein anderer: Gareth Bale, der in der 61. Minute für Isco eingewechselt wurde. Den Waliser vereinte nach seinen zwei Toren mit Ronaldo aber die große Unzufriedenheit. „Ich muss jede Woche spielen. Ich werde mit meinem Berater sprechen und über meine Zukunft nachdenken“, sagte der 100-Millionen-Mann, der mit seinem fünften Ballkontakt einen traumhaften Fallrückzieher zum 2:1 (64.) ins Netz gesetzt und in der Schlussphase aus 35 Metern unter gütiger Mithilfe von Liverpools Torhüter Loris Karius zum 3:1 getroffen hatte (83.).