Hamburg. Hamburger Judo-Team muss Sporthalle Wandsbek mit anderen teilen und vermisst Unterstützung der Politik

    Sascha Costa wird sich wie zu Hause fühlen an diesem Sonnabend. Glücklich wird der Sportdirektor des Hamburger Judo-Teams (HJT) aber trotzdem nicht sein, wenn der deutsche Mannschaftsmeister und Tabellenführer der Bundesliga-Nordgruppe im Sportzentrum des Eimsbütteler TV an der Bundesstraße um 17 Uhr gegen KSC Spremberg antritt. Denn Costa, der hauptamtlich die ETV-Judoabteilung führt, ist einer der Wenigen, die dann wirklich das Gefühl eines Heimvorteils haben. „Leider wird sich die Mannschaft in ihrer eigenen Stadt ein Stück weit fremd fühlen. Das tut schon weh“, sagt der 32-Jährige.

    Hintergrund für den erzwungenen Ortswechsel ist, dass die angestammte Heimstätte, die Sporthalle Wandsbek an der Rüterstraße, durch ein Sitzvolleyballturnier des TH Eilbeck belegt ist. Weil der Deutsche Judo-Bund (DJB) die Terminabstimmung mit dem Weltverband erst im Frühjahr jedes Jahres koordinieren kann, ist das HJT zu Jahresbeginn, wenn der Halbjahresplan in Wandsbek erstellt wird, nicht in der Lage, feste Termine für seine vier Heimkämpfe zu nennen. Die Folge: Nicht nur an diesem Sonnabend, sondern auch am 30. Juni gegen SUA Witten muss in die ETV-Halle ausgewichen werden.

    Das hat für die Hamburger Vorzeigesportler, die zuletzt zweimal in Serie den deutschen Meistertitel erkämpfen konnten, vor allem finanzielle Auswirkungen. Eine mobile Tribüne aufzustellen hätte 2000 Euro Kosten verursacht; Geld, das im Randsport schwer außerhalb des Budgets aufzutreiben ist. So werden maximal 300 Zuschauer Platz finden. „Da normalerweise zwei- bis dreimal so viele nach Wandsbek kommen, haben wir Einnahmeeinbußen“, sagt Costa. Zudem können die Sponsoren wie Juwelier Christ oder der Uhrenhersteller Tag Heuer nicht adäquat präsentiert werden, da Werbeflächen fehlen. „Das ist aus Marketingsicht sicher nicht optimal. Außerdem wollen wir Judo in Hamburg etablieren und populärer machen. Das ist aber schwierig, wenn man nicht einmal eine eigene, feste Heimat vorweisen kann“, sagt Costa.

    Immerhin kann er für den Auf- und Abbau in der Halle auf ein ehrenamtliches Helferteam aus seinem Verein bauen, das die angestammte HJT-Organisationscrew unterstützt. Der Transport der Judomatten entfällt auch, da der ETV als großer Judoverein entsprechend ausgerüstet ist. „Die Mehrarbeit ist dennoch beträchtlich“, sagt Costa, den vor allem ärgert, dass der sportliche Stellenwert des Teams nicht zu bevorzugter Behandlung führt. „Ich verstehe, dass es Terminzwänge gibt. Aber dass wir so in Not kommen, dass wir fast nicht wissen, wo wir einen Heimkampf austragen sollen, ist für die Sportstadt Hamburg nicht sehr schmeichelhaft.“

    Sportstaatsrat Christoph Holstein versteht die Sorgen, hätte sich jedoch eine rechtzeitige Kontaktaufnahme vonseiten des HJT gewünscht. „Wenn wir früh genug von solchen Problemen erfahren, versuchen wir zu helfen. Aber ich höre zum ersten Mal, dass es diese Probleme gibt“, sagt er. Costa sagt: „Wir warten seit zehn Jahren darauf, eine feste Halle zu bekommen.“ Man habe aber keinen Druck auf die Stadt ausüben wollen, da man grundsätzlich dankbar sei, die Wandsbeker Halle kostenfrei nutzen zu dürfen. Außerdem freue man sich auf das neue Judo-Leistungszentrum, das aktuell am Olympiastützpunkt in Dulsberg gebaut wird und Mitte 2019 bezugsfertig sein soll.

    Da es allerdings hauptsächlich für den Trainingsbetrieb ausgelegt ist und nur 199 Zuschauern Platz bieten darf, ist es für die Bundesligakämpfe auch keine Dauerlösung. Die Wunschvorstellung des Teams sei deshalb, sagt Costa, „dass wir politisch so viel Rückendeckung erhalten, dass unsere vier bis fünf Heimkämpfe im Jahr vorrangig behandelt werden“. Nun allerdings gelte es zunächst, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. „Das Gute ist, dass unser Team so stark ist, dass es überall gewinnen kann“, sagt Sascha Costa. Am Ende ja vielleicht sogar den Kampf um eine eigene Halle.