HAmburg. Auf einer Aufsichtsratssitzung soll es nicht nur um die Besetzung des neuen Sportchefs gehen. Eine weitere Personalie verspricht Spannung

    Das Relegationsrückspiel zwischen Holstein Kiel und dem VfL Wolfsburg schaute sich Bernd Hoffmann am Montagabend in Hamburg vor dem Fernseher an. Manch einer hätte den Aufsichtsratsvorsitzenden des HSV möglicherweise im Holstein-Stadion erwartet, wo er direkt im Anschluss mit dem möglichen neuen Sportvorstand Ralf Becker hätte verhandeln können. Doch mit einer schnellen Verpflichtung von Becker, dem Sportchef von Holstein Kiel, ist in den kommenden Tagen nicht zu rechnen. Gegen Ende der Woche könnte sich das ändern.

    Am Sonnabend soll es nach Abendblatt-Informationen eine Aufsichtsratssitzung geben, in der es um die Besetzung des neuen Sportvorstands der HSV Fußball AG geht. Becker gilt als einer der Topfavoriten für den gesuchten Sportvorstand im Volkspark. Aber er ist nicht der einzige Kandidat. Auch Paderborns Sportchef Markus Krösche soll laut „Mopo“ eine Option sein.

    Noch mehr Spannung verspricht am Sonnabend möglicherweise eine weitere Vorstandspersonalie. Denn neben einem neuen Sportvorstand sucht Bernd Hoffmann auch noch nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden. Und der könnte in Kürze folgenden Namen tragen: Bernd Hoffmann.

    Hintergrund dieser brisanten Personalie ist nach Abendblatt-Informationen ein Passus im Aktiengesetz der HSV Fußball AG. Demnach ist es möglich, dass ein Vertreter des Aufsichtsrats für ein Jahr in den Vorstand entsendet wird, sollte jener noch nicht komplettiert sein. Seit der Beurlaubung des Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen am 8. März ist Finanzchef Frank Wettstein als alleiniger Vorstand und Interims-Vorstandsvorsitzender tätig.

    Hoffmann, der als Aufsichtsratschef mit seinem Kontrollgremium für die Besetzung des Vorstands verantwortlich ist, schwebt ein dreiköpfiger Vorstand vor, gegliedert in die Geschäftsbereiche Sport, Finanzen und Marketing. Letzteren Bereich könnte er künftig selbst übernehmen – ebenso wie das Amt des Vorstandsvorsitzenden. Jenes Amt, das der Sportfunktionär bereits zwischen 2003 und 2011 ausübte, ehe er im damaligen Aufsichtsrat keine Mehrheit für eine Vertragsverlängerung fand und der HSV sich von Hoffmann trennte. Nun ist der 55-Jährige selbst der Vorsitzende des sechsköpfigen Aufsichtsrats. Und jenes Gremium muss nun eine Mehrheit finden, um sich auf den künftigen Vorstandsvorsitzenden zu einigen.

    Mit dem stellvertretenden Kon­trollchef Max-Arnold Köttgen hätte Hoffmann einen starken Fürsprecher. Auch Felix Goedhart, Marcell Jansen und Andreas Peters würden vermutlich nicht ihr Veto einlegen, wenn es darum gehen sollte, Hoffmann in den Vorstand zu entsenden. Bei Michael Krall könnte das anders aussehen. Der KPMG-Vorstand hatte erst im Februar das Amt des Kontrollchefs übernommen, ehe sich das Gremium nach der Präsidentenwahl auf Hoffmann als neuen Aufsichtsratsvorsitzenden einigte.

    Dass Hoffmann künftig auch wieder das operative Geschäft leiten könnte, hatte dieser zuletzt nicht mehr kategorisch ausgeschlossen – anders als noch im November, bevor sich Hoffmann entschied, gegen Jens Meier in den Wahlkampf um das Amt des Vereinspräsidenten zu ziehen. „Ich habe keine Ambitionen hinsichtlich einer Position. Weder in der AG noch im e. V.“, sagte Hoffmann damals zum Abendblatt. Auch unmittelbar vor der erfolgreichen Wahl zum e.-V.-Präsidenten im Februar sagte Hoffmann zu einer möglichen Rückkehr auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden: „Das möchte ich nicht. Wir brauchen einen Vorstand, der uns mit unternehmerischer Vision und sportlicher Kompetenz in das Jahr 2025 führt. Ich möchte das gestalterisch begleiten auf der Grundlage meiner Erfahrungen im Fußball und dem HSV.“

    Kommt nun alles anders und Hoffmann zurück auf den Posten des Vorstandschefs? Auf Nachfrage wollte sich Hoffmann am Montag nicht äußern. Zumindest sind die Voraussetzungen für ein Comeback des Präsidenten im Vorstand gegeben. Die Auflösung gibt es möglicherweise am Sonnabend.