Hamburg. Colby Goodwyn hofft nach dem Fehlstart mit den Hamburg Huskies gegen Dresden auf die Wende

    Wer mit dem Rücken zur Wand steht, kann wenigstens nicht umfallen. Und deshalb hat sich Colby Goodwyn dafür entschieden, nicht zu jammern über den schwachen Saisonstart in der German Football League (GFL). Stattdessen schaltet der Runningback vor dem Heimspiel der nach drei Partien noch sieglosen Hamburg Huskies an diesem Sonnabend (16 Uhr, Hammer Park) gegen die Dresden Monarchs in den Optimistenmodus. „In diesem Team steckt so viel mehr Potenzial. Wir brauchen nur ein Erfolgserlebnis, damit auch alle daran glauben“, sagt er.

    Wer nun denkt, der 27-Jährige sei einer dieser Klischee-Amerikaner, die auch am Rande des Abgrunds lieber noch zwei Schritte vorwärts machen, nur um zu beweisen, wie toll sie angeblich sind, der irrt. Goodwyn ist ein zurückhaltender Mann, der seine Worte wägt, bevor er sie spricht. Für einen, der augenscheinlich mit dem größten Bewegungstalent im gesamten Team von Cheftrainer Timothy Speckman gesegnet ist, mag das überraschen. Goodwyn könnte es sich erlauben, auf Star zu machen, schließlich war er es, der in der vergangenen Spielzeit mit 381 Yards Raumgewinn in 79 Läufen entscheidend dazu beitrug, den Klassenerhalt zu schaffen. 0:10 Siege lautete die Bilanz, bevor Goodwyn aus Österreich nachverpflichtet wurde. Mit ihm gelangen vier Siege in vier Partien.

    Dennoch ist der frühere Leichtathlet, der im US-Bundesstaat Virginia aufwuchs und eine angestrebte Basketballkarriere aufgeben musste, weil er durch den eher nebenbei ausgeübten Football zu viele Handblessuren erlitt, weit entfernt davon, sich über das Team zu stellen. „Meine Mission betrachte ich darin zu helfen, hier etwas aufzubauen“, sagt er. Als Importspieler zu Topteams der Liga wie den Braunschweig Lions oder Dresden zu gehen sei einfach, „dort zu glänzen, das kann jeder. Hier in Hamburg etwas zu entwickeln, das finde ich reizvoll.“ Deshalb habe er auch nicht gezögert, die Offerte der Huskies zur Vertragsverlängerung anzunehmen. „Vor allem die Jugendarbeit des Clubs ist toll. Wir haben in dieser Saison definitiv ein besseres Team als 2017, wir haben ganz andere Waffen. Wir müssen aber noch lernen, sie auch richtig einzusetzen.“

    Als Entwicklungshelfer nach Europa – das war 2014 Goodwyns Perspektive, nachdem sich die Hoffnung auf einen Platz in der US-Topliga NFL zerschlagen hatte. Der Tourismus-Student wechselte nach Polen, pausierte die Saison 2015, weil er versuchte, sich in den NFL-Camps zu beweisen, um nach einem Jahr Arena-Football 2017 nach Österreich zu gehen. „Ich weiß es sehr zu schätzen, die europäische Kultur kennenlernen zu können“, sagt er. Dank vieler kurzer Bildungsreisen – das vergangene spiel- und trainingsfreie Wochenende nutzte er für einen Kurztrip nach Mailand – habe er mittlerweile viele europäische Länder gesehen. Dass der Hobbykoch („Ich koche lieber, als dass ich esse“) sich vorstellen kann, in Hamburg sesshaft zu werden, hat allerdings nicht nur sportliche und kulturelle Gründe. Bei seinem letztjährigen Gastspiel lernte er seine Freundin kennen, eine in Hamburg aufgewachsene Iranerin, mit der er im Bezirk Wandsbek lebt.

    Könnte also sein, dass das mit Goodwyn und den Huskies eine längere Beziehung wird. Allerdings muss dazu eine sportliche Entwicklung sichtbar werden; ein Mann seiner Qualität wird sich nicht ewig mit Abstiegskampf zufriedengeben. „Wir wissen alle, dass wir jetzt liefern müssen“, sagt er, „jeder muss besser werden, da schließe ich mich ausdrücklich ein.“