Tangstedt. Die Gymnasiastin, die für den HSV startet und auf Gut Tangstedt trainiert, gehört zu den hoffnungsvollsten Talenten in der Region.

Rosenstolz ist brav. Der zwölf Jahre alte Oldenburger Wallach stellt die Öhrchen nach vorne und schaut aufmerksam in die Kamera. Neben ihm steht seine Reiterin Alina Lilly Granlien, sie lächelt zufrieden. Das Duo passt zusammen, das wird sofort deutlich. Doch beim Reitturnier auf Gut Tangstedt ist die gemeinsame Zeit nur kurz. „Ich kann mit Rosenstolz in den Prüfungen nicht antreten. Ich bin ja mit ihm in diesem Jahr schon bis zur S***-Dressur geritten.“

Bei der Veranstaltung auf Gut Tangstedt beschränkt sich Granlien auf den Führzügelwettbewerb, in dem sie Paula Pieper, die Tochter von Gutschefin Ilske Pieper, begleitet. Das macht sie richtig gut, Paula gewinnt die Prüfung – und die 17 Jahre alte Alina freut sich über den Erfolg der Nachwuchsreiterin, die noch am Anfang ihrer sportlichen Laufbahn steht.

Bei ihr sieht das schon ganz anders aus. Die Gymnasiastin, die zu den hoffnungsvollsten Talenten in der Region gehört und für den Hamburger SV reitet, wurde wegen ihrer zahlreichen Erfolge im Viereck vom Pferdesportverband Hamburg zur besten Juniorin des Jahres gekürt und ist auch Mitglied des Perspektivkaders.

„2014 bin ich mit Rosenstolz noch in der E-Klasse geritten, und jetzt starten wir schon in der höchsten Kategorie“, sagt die junge Dame, die genau weiß, was ihr Pferd auszeichnet. „Er hat keine besonders große Ausstrahlung, aber er ist sehr lektionssicher. Je höher die Klasse ist, desto mehr zahlt sich das aus. Denn für die schweren Aufgaben gibt es mehr Punkte als für die Grundgangarten.“

Während andere Mädchen und Jungen versuchen, möglichst lange in ihrer eigentlichen Altersklasse zu starten, will Alina Lilly Granlien in diesem Jahr vermehrt bei den Jungen Reitern mitmischen – in der Altersklasse, in die sie erst mit 18 Jahren kommt. „Ich habe für einige S***-Dressuren gemeldet und will versuchen, dort Platzierungen zu erreichen“, so die Tangstedterin.

Vater und Mutter arbeiten als Reitlehrer auf Gut Tangstedt

Das Talent für das Dressurreiten wurde der Elftklässlerin, die im kommenden Jahr am Gymnasium Ohlstedt ihr Abitur machen will, praktisch in die Wiege gelegt. Ihre Eltern Anja und Magnus sind Reitlehrer und unterrichten auf Gut Tangstedt. Dort ist auch die Pferdesportabteilung des Hamburger SV beheimatet.

„Ich versuche, mindestens viermal pro Woche zu trainieren. Der eigentliche Unterricht besteht immer aus knapp 30 Minuten. Vorher wird noch Schritt geritten, um das Pferd locker zu machen. Eine Einheit dauert rund zwei Stunden“, sagt Alina Lilly Granlien.

Und woher weiß der Vierbeiner, was er machen soll und welche Übung ansteht? „Das Einwirken und die Lenkung erfolgen über den Sitz und die Beine. An den Zügeln soll man möglichst nicht so deutlich ziehen. Wichtig für die Bewertung sind die Durchlässigkeit und Zufriedenheit des Pferdes.“

Dass nicht immer alles klappen kann, weiß die junge Sportlerin natürlich auch. „Aber man darf nie vergessen, dass das Tier nicht Schuld hat, sondern der Reiter, der nicht vermitteln kann, was er will.“

Ihre Leidenschaft für den Pferdesport hat Alina Lilly Granlien schon als Kind entdeckt. „Ich saß schon mit vier Jahren im Sattel. Da gibt es lustige Fotos“, sagt sie schmunzelnd. Während der sportliche Weg im Dressurviereck steil nach oben geht, läuft das Springen eher nebenher: „Ich habe großen Respekt vor der Höhe.“ Alina konzentriert sich also lieber auf Piaffen und Passagen.

Ein sportliches Ziel für 2018 ist die Landesmeisterschaft in Bad Segeberg im September. Im vergangenen Jahr hatten Alina Lilly Granlien und Rosenstolz ein wenig Pech in der M-Dressur; das Duo kam nach einer verpatzten zweiten Prüfung nicht ins Finale der besten sechs Paare. „Da waren so viele Zuschauer, das hat Rosenstolz abgelenkt.“