Hamburg. Die irische Nationalstürmerin Nicola Evans will mit dem Uhlenhorster HC in England den Europapokal gewinnen

    Ein starker Husten mit Stimmverlust zwingt Nicola Evans aktuell zur Einnahme von Antibiotika. Aber man müsste ihr wohl ein Bein amputieren, um sie von einem Einsatz im Viertelfinale des Feldhockey-Europapokals der Landesmeister am Donnerstag (12.15 Uhr) in Surbiton gegen den Mannheimer HC abzubringen. Als Irin die Chance zu haben, in England einen Pokal zu gewinnen, das ist etwas ganz Besonderes für die 28-Jährige. „Irland gegen England ist genauso wie Deutschland gegen die Niederlande“, sagt die Nationalstürmerin (156 Länderspiele). Und auch wenn sie seit dieser Saison für den Uhlenhorster HC angreift und nicht mehr für ihren Dubliner Stammverein Monks­town, wäre ein Triumph im Südwesten des Großraums London die Erfüllung eines Lebenstraums.

    Dass sie als Neu-Hamburgerin erstmals eine realistische Chance hat, den Topclubs aus den Niederlanden Paroli zu bieten, ist ein wichtiger Nebeneffekt ihres Deutschland-Abenteuers. Der Hauptgrund für den Wechsel war jedoch, dass sie nach erfolgreicher Beendigung ihres Jurastudiums das Gefühl hatte, sich eine Saison lang komplett auf ihren Sport konzentrieren und ihre Grenzen ausloten zu wollen. „Die deutsche Liga ist viel stärker als die irische. Es ist eine großartige Erfahrung, beim UHC mit Weltklassespielerinnen zusammenzuspielen und sich in der Bundesliga an jedem Wochenende mit Topteams zu messen. Hier gibt es keine leichten Spiele. Für meine Entwicklung hat mir diese Saison unglaublich viel gebracht“, sagt Evans.

    Auch wenn sie ihre Eltern, die beiden jüngeren Geschwister und ihren Partner in Dublin zurücklassen musste, erlebe sie die Zeit beim UHC als „die beste meines Lebens“. Man muss das verstehen, schließlich tauschte sie eine 60-Stunden-Arbeitswoche, die fast täglich morgens um 5.45 Uhr mit Athletiktraining begann und nach zwölf Stunden in der Anwaltskanzlei mit einer abendlichen Einheit endete, gegen das Wellnessprogramm ein, sich in Hamburg nur auf sich selbst konzentrieren zu können. Zwar nimmt Evans, die nahe der Clubanlage am Wesselblek im Haus von Teammanagerin Ursula Stöhr wohnt, zusätzlich zu den Trainingseinheiten auch Deutschstunden und hat einen Onlinekurs in Sportrecht belegt, „aber ein entspannteres Leben habe ich bislang nie gehabt. Ich bin dem UHC unendlich dankbar und fühle mich in Hamburg längst wie zu Hause“, sagt sie.

    Andererseits, bestätigt Cheftrainer Claas Henkel, habe die Angreiferin seinem Team auch enorm viel gegeben. Sie ist zwar keine Torjägerin – zwei Saisontreffer in der Liga bestätigen das –, dafür aber durch ihr körperbetontes, athletisches Spiel ein belebendes Element. „Vor allem aber ist sie eine unfassbare Teamspielerin, die mit ihrer positiven Art alle mitreißt. Es ist unmöglich, in ihrer Gegenwart schlechte Laune zu haben“, sagt er. Das allerdings könnte sich ändern, wenn die Partie gegen Mannheim verloren ginge. Darüber nachdenken will Nicola Evans nicht. Vielmehr malt sie sich aus, als Europacupsiegerin und deutsche Meisterin mit Irland Ende Juli erstmals seit 16 Jahren zur WM zu fahren. Das Turnier findet auch in England statt. Könnte also ein heißer Sommer werden für Nicola Evans.