Herning. Trotz des ersten Misserfolgs seiner Amtszeit ist Bundestrainer Marco Sturm „glücklich“ über seine junge Mannschaft.

Ein letztes Mal winkten die deutschen Eishockey-Nationalspieler ins Publikum, dann verschwand der Olympiazweite vom WM-Eis. Wenn es in Dänemark um die Medaillen geht, sind die Silberhelden von Pyeongchang schon wieder zu Hause. Am Mittwoch fliegt das Team von Bundestrainer Marco Sturm zurück nach Deutschland – mit gemischten Gefühlen.

„Es waren ein paar schöne Momente dabei, aber generell war es schwierig“, bilanzierte Sturm nach der 0:3-Niederlage (0:1, 0:1, 0:1) zum Abschluss der Gruppenphase gegen Rekord-Olympiasieger Kanada: „Ich bin vor allem glücklich, wie sich die jungen Spieler präsentiert haben.“ Das frühe WM-Aus hatte bereits am vergangenen Wochenende festgestanden.

Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) reist als Elfter vorzeitig ab – mit der schlechtesten Platzierung seit 2014 (14.). Für Sturm war der Vorrunden-K.-o. mit nur zwei Siegen in sieben Spielen der erste Misserfolg seit seinem Amtsantritt 2015.

15 Olympia-Teilnehmer fehlten

Der deutsche NHL-Rekordspieler war zuvor als Bundestrainer von Erfolg zu Erfolg geeilt: zweimal WM-Viertelfinale, erfolgreiche Olympia-Qualifikation und als Krönung die Silber-Sensation in Südkorea. „Es ging in den letzten drei Jahren steil bergauf“, sagte Sturm, „dass irgendwann ein Rückschlag kommt, gehört zum Sport dazu.“

In Herning fehlten ihm 15 Olympia-Teilnehmer, stattdessen verhalf er im extrem jungen Team um den 22 Jahre alten NHL-Star Leon Draisaitl zehn Spielern zum WM-Debüt. „Die Mannschaft hat alles versucht und große Erfahrung gesammelt“, sagte DEB-Präsident Franz Reindl: „Die Spiele wurden von uns immer besser. Mir ist um die Zukunft nicht bange.“

Manche Spieler liefen am Ende spürbar auf der letzten Rille, für einige war die Partie gegen Kanada mit dem NHL-Superstar Connor McDavid das 90. Saisonspiel. „Das war eine Mördersaison“, sagte der Kölner Moritz Müller: „Ein Highlight jagte das nächste. Die Jungs sind alle durch.“

Schwacher Turnierstart gab den Ausschlag

Zwei Tage nach dem 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen Ex-Weltmeister Finnland gelang deshalb kein weiterer Coup. Brayden Schenn, der schon nach 20 Sekunden traf, Ryan Nugent-Hopkins (29.) und Tyson Jost (50.) nahmen mit ihren Toren 81 Tage nach dem Halbfinale von Pyeongchang erfolgreich Revanche für die 3:4-Pleite gegen das deutsche Team – damals ohne NHL-Stars. Es war für den 26-maligen Weltmeister der 34. Sieg im 37. WM-Duell mit der DEB-Auswahl.

„Die Durchschlagskraft hat gefehlt, wir haben unsere Chancen nicht genutzt“, gab Draisaitl zu und bilanzierte: „Den Start ins Turnier hatten wir uns anders vorgestellt, das war am Ende ausschlaggebend.“

McDavid sticht Draisaitl aus

Das Duell der befreundeten NHL-Stars verlor der deutsche Ausnahmestürmer vor 6200 Zuschauern in der Jyske Bank Boxen in Herning deutlich. McDavid, sein Sturmkollege bei den Edmonton Oilers, bereitete die ersten beide Tore vor und schraubte seine WM-Ausbeute auf 13 Scorerpunkte. Draisaitl ging dagegen in seinem schwächsten Spiel leer aus und beendete das Turnier mit zwei Toren und sieben Vorlagen – als mit Abstand bester Deutscher.

Im Tor hatte Sturm wieder einen Wechsel vorgenommen. Der Düsseldorfer Mathias Niederberger, gegen Finnland einer der Matchwinner, musste Niklas Treutle weichen. Der Nürnberger erwischte jedoch keinen besonders guten Tag, vor allem beim dritten Gegentreffer sah er schlecht aus. Die Kanadier überragten keineswegs, aber sie waren effektiver. Und immer wenn McDavid zu einem Hochgeschwindigkeitssolo ansetzte, ging ein Raunen durch das Publikum.