Hamburg. Der FC St. Pauli startet seinen Trip in die USA. Sportchef und Trainer analysieren unbefriedigende Saison

An diesem Dienstag um 10.50 Uhr hebt der Tross des FC St. Pauli am Flughafen Fuhlsbüttel ab zu einer Premiere. Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte stattet der Club mit seiner Profimannschaft den Vereinigten Staaten von Amerika einen offiziellen Besuch ab. Über Paris geht es zunächst nach Washington und ins benachbarte Baltimore, wo St. Paulis Ausrüster Under Armour seinen Firmensitz hat. Es folgen weitere Stationen in Detroit und Portland.

Im Gepäck haben die St. Paulianer allerdings nicht nur ihre Fußball-Ausrüstung für die beiden Testspiele am 19. Mai in Detroit und am 22. Mai in Portland (Oregon), sondern zwei Tage nach dem Ende der Zweitligasaison auch immer noch diverse Sorgen und Probleme, die es im Hinblick auf die kommende Spielzeit abzustellen gilt. Dies wurde bereits am Montagmittag deutlich, als Sportchef Uwe Stöver und Cheftrainer Markus Kauczinski die angelaufene Saison analysierten. „Wir sind nicht zufrieden. Es war eine Achterbahnfahrt. Wir waren zu schwankend in den Auftritten“, sagte Kau­czinski selbstkritisch. Nach gutem Beginn in den ersten beiden Spielen unter seiner Regie im Dezember sowie dem Auswärtssieg in Dresden zum Wiederbeginn nach der Winterpause habe es „schlechte Spiele, Versäumnisse und Undiszipliniertheiten“ gegeben, aber auch einige starke Partien wie gegen Kiel oder zuletzt gegen Fürth und Bielefeld, als die nötigen Punkte für den Klassenerhalt gewonnen wurden.

Insgesamt habe man aber mit zu vielen Widrigkeiten, konkret Verletzungen, zu kämpfen gehabt. Dadurch habe er, so Kauczinski, immer wieder sein Team umbauen sowie Spieler wieder einsetzen müssen, die gerade eben wieder im Training waren und daher nicht volle 90 Minuten durchhalten konnten. „Eine eingespielte Mannschaft kann man nur dann haben, wenn sie sich auch einspielen kann. Ich habe, glaube ich, nicht zweimal in Folge dieselbe Startelf bringen können“, sagte der Trainer. In 18 Punktspielen trug er die Verantwortung als Nachfolger von Olaf Janßen.

Auch wenn die wieder einmal zahlreichen und höchst unterschiedlichen Verletzungen sicherlich nicht der einzige Grund sind, warum die nominell durchaus prominent besetzte Mannschaft weit hinter ihren Möglichkeiten zurückblieb und am Ende nur Zwölfter wurde, so wird es jetzt eine wichtige Konsequenz geben. Der hintere, etwas größere Naturrasenplatz im Trainingszentrum an der Kollaustraße soll alsbald eine Rasenheizung erhalten, damit hier auch in den Wintermonaten durchgehend trainiert werden kann. Im vergangenen Winter hatte das Team häufig auf den Kunstrasenplatz ausweichen müssen. Dieses Geläuf könnte verschiedene Verletzungen zumindest begünstigt haben.

„Es ist wichtig, im Winter durchgehend auf Rasen zu trainieren, weil darauf auch die Spiele stattfinden“, sagte am Montag Sportchef Uwe Stöver. Für eine Rasenheizung rechnet er mit einer Investition von 450.000 bis 500.000 Euro. „Wir sind an dem Thema dran“, sagte Stöver und deutete an, dass die Baumaßnahme noch in dieser Sommerpause in Angriff genommen wird.

Zwei Spiele, ein Konzert und Empfang beim Botschafter

Stöver verzichtet auf den USA-Trip. Neben der Rasenheizung steht die Kaderplanung für die kommende Saison auf der Agenda des Sportchefs, der auch ungern fliegt. Insgesamt umfasst die St.-Pauli-Delegation, die an diesem Dienstag nach Washington fliegt, 35 Personen, darunter sind 19 Spieler sowie Trainer Kauczinski und Co-Trainer Markus Gellhaus. An der Spitze stehen Präsident Oke Göttlich, Geschäftsführer Andreas Rettig und der Technische Direktor Ewald Lienen.

Bereits am Mittwoch ist die Delegation im Hauptquartier von Ausrüster Under Armour zu Gast. Das Team wird dort im firmeneigenen Gym trainieren und im Anschluss das Benefizprojekt „Soccer without borders“ unterstützen. Am Donnerstagvormittag teilt sich der Tross auf, während die eine Gruppe eine Sightseeing-Tour durch Washington unternimmt, wird die andere vom deutschen Botschafter empfangen.

Von Donnerstagabend bis Sonntagmorgen steht die Station Detroit auf dem Programm. Hier findet am Freitagabend das Jahrestreffen der in den USA ansässigen St.-Pauli-Fanclubs statt, zu dem 400 bis 500 Anhänger erwartet werden. Es folgt ein Clubkonzert der Gruppe Rise against, mit der St. Pauli seit geraumer Zeit kooperiert.

Die St.-Pauli-Profis haben am Sonnabend (18 Uhr Ortszeit) im Spiel gegen den Detroit FC im Keyworth Stadion ihren ersten Auftritt. Der Club hatte mit einer konkreten Anfrage an St. Pauli die Reise initiiert, die auch von der DFL unterstützt wird. Vom 20. bis 23. Mai folgt mit Portland (Oregon) im Westen der USA die letzte Station. Hier steht am 22. Mai (20 Uhr ) das Match gegen Portland Timbers II an.

Der FC St. Pauli hat laut „Blick“ Interesse am isländischen Mittelfeldspieler Victor Palsson, Kapitän beim FC Zürich.