Hamburg.

Die neue Zeitrechnung begann am Sonntagmorgen um 10 Uhr praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Heimlich, still und leise waren die Techniker ins Volksparkstadion gekommen. Es musste ja schließlich etwas passieren. Nach exakt 54 Jahren, 261 Tagen, 00 Stunden, 36 Minuten und 10 Sekunden war am Sonnabend die Bundesligazugehörigkeit des Gründungsmitgliedes beendet, was also sollte noch gemessen werden?

Diese Uhr, die der damalige Vorstandschef Bernd Hoffmann 2001 in der Arena installieren ließ, ist nun also sinnlos. Sie war zugleich Symbol und Belastung, sie machte stolz und sie brachte auch seit Jahren immer wieder viel Häme durch die Fans konkurrierender Vereine. Auch am Sonnabend hatten die Mönchengladbacher eine eigene „Uhr“ mitgebracht, die die Zeit bis zum HSV-Abstieg herunterzählte. 2012 war das Laufwerk schon einmal defekt und musste grundsaniert werden. Danach tickte es weiter. Bis jetzt.

„Liebe kennt keine Liga“ ist eines der Mottos der HSV Fans nach dem Abstieg. Und auch am Sonnabend haben sie bei dem emotionalen Spiel deutlich gemacht, dass ihr Verein für sie mehr ist als die Ligazugehörigkeit. Deshalb wird auch die Stadionuhr weiterlaufen, nur anders. „Wir haben den Zeitpunkt der Vereinsgründung als Ausgangspunkt genommen“, erklärte Vereinspräsident Hoffmann die „neue“ Uhr. „Tradition seit“ steht dort nun mit Bezug auf das Gründungsdatum des Vorgängerclubs SC Germania am 29. September 1887. Dann die Zahl. Am Sonntagnachmittag: 130 Jahre, 226 Tage, 16 Stunden, 10 Minuten, 30 Sekunden. „So wollen wir unsere Tradition und unseren Nimbus als traditionsreicher Club dokumentieren“, sagte Hoffmann.

Neue Lebensgeschichte für Dino Hermann

Auch bei Dino Hermann muss nun eine kreative Lösung her. Mit dem Abstieg ist die letzte überlebende Urzeitechse aus dem Bundesliga-Jura schließlich ausgestorben. Streng genommen. Aber: Sterben lassen kann der Club den lustigen, dicklichen Gesellen nicht. Der Dino gehört schließlich zu den beliebtesten und bekanntesten Maskottchen im deutschen Fußball. Am 24. August 2003 war Hermann vor einem Spiel gegen Bayern München aus seinem Ei geschlüpft. Ein Liebling der Kinder, vor allem. Hunderttausende Plüsch-Hermanns wurden seitdem verkauft, seine Auftritte bei Kindergeburtstagen, Familienfeiern und Kindergartenfesten sind begehrt. Auch bei den anderen Leistungssportabteilungen kommt er regelmäßig zum Einsatz.

„Mir fällt keine andere Tierart ein, die den HSV besser verkörpern könnte und mehr Aufmerksamkeit und Liebe bei den Kindern erzeugt als unser Dino“, sagte Vorstand Frank Wettstein bereits. Ein klares Statement. Auch Hoffmann sieht das so: „Den Dino haben Generationen von Kindern so liebgewonnen, den stelle ich unter Artenschutz.“ Also ist die Kreativität der Marketingabteilung gefragt. Eine neue Geschichte muss erzählt werden, von dem Dinosaurier, der jedes Unglück überlebt. Solche Arten soll es ja auch im wirklichen Leben geben. „Unsere Abteilung für die Kids und die Kommunikation hat sich etwas Besonderes überlegt“, gab Hoffmann beim NDR bereits zu, „aber was das genau ist, bleibt noch geheim.“