Nicolai Müller jubelt einmal zu viel, Dennis Diekmeier gar nicht, Walace macht Urlaub, Regionalligastürmer Törles Knöll steigt mit Nürnberg in die Bundesliga auf

TOR

Julian Pollersbeck (23 Jahre alt/11 Spiele): Kam als feierbiestiger U-21-Europameister von Kaiserslautern zum HSV und brauchte nur zwei Testspiele, um sich Spitznamen wie „Pannen-Polli“ zu erarbeiten. Erst unter Christian Titz zeigte er als revolutionärer Torwart-Libero mit sehenswerten Reflexen, warum der HSV fast vier Millionen Euro für ihn bezahlte.

Christian Mathenia (26/24): Der Klassenerhalts-Held des Vorjahres verspielte seinen Status in der Hinrunde und erhielt nach mehreren Fehlern den Beinamen „Flutschfinger“. Seine Zukunft ist offen.

ABWEHR

Dennis Diekmeier (28/22/0 Tore): Jubelte über sein viertes Kind, seine beste Halbserie und vier Sekunden über sein erstes Bundesligator. Stand dabei aber ebenso im Abseits wie in der Rückrunde unter Hollerbach und Titz. Hätte sich über einen neuen Zweijahresvertrag freuen können, verzockte sich aber und erlebt nun nach acht Jahren, 173 Spielen und immer noch null Toren einen traurigen Abschied vom HSV.

Gotoku Sakai (27/28/0): Aus seinen Finten, Flanken und Finessen könnte man ein hübsches Video schneiden. Naheliegender wäre ein Film mit haarsträubenden Fehlpässen und Stellungsfehlern. Der Vertrag des mannschaftsdienlichen Kapitäns läuft aus, soll aber verlängert werden.

Gideon Jung (23/30/1): Mister Zuverlässig wurde von Trainer Titz zum Führungsspieler erklärt. Keiner machte mehr Spiele und weniger Fehler. Zur Belohnung gab es einen Vertrag bis 2022.
Mergim Mavraj (31/17/0): Vor einem Jahr bezeichnete der Albaner seinen Wechsel zum HSV als das Beste, was ihm passieren konnte. Man kann erahnen, was er nach seiner Degradierung zur U21 über selbigen Club jetzt sagen dürfte.

Kyriakos Papadopoulos (26/29/1): Dass er trotz zweier Gelbsperren 29 Saisonspiele machen würde, hätte dem chronischen Knie- und Schulterpatienten wohl niemand zugetraut. Läutete nach seiner Trainerkritik als Entschuldigung die griechischen Wochen in Pinneberg ein. Versöhnte sich mit dem HSV. Ob er auch den Gang in die Zweite Liga mit antreten will?

Stephan Ambrosius (19/1/0): Der Wilhelmsburger Junge aus der U21 war plötzlich Bundesligaspieler – und nach seinem unglücklichen Einstand in Stuttgart genauso schnell wieder bei der U21. Wurde mit einem Profivertrag bis 2021 belohnt.

Rick van Drongelen (19/18/0): Der junge, kernige Niederländer war der beste Transfer von Jens Todt. Forsches Auftreten außerhalb des Platzes, mitunter noch zu fehlerhaftes Auftreten auf dem Platz.

Douglas Santos (24/27/1): Dass Markus Gisdol den Brasilianer nach dem Pokalaus in Osnabrück gern verkauft hätte, ist nur eine von zahlreichen Fehleinschätzungen der HSV-Verantwortlichen. Der Linksverteidiger war nach geplatztem Sommertransfer konstantester Hamburger.

Josha Vagnoman (17/1/0): Der HSV-Bubi lernte die Bundesliga mit einer 0:6-Niederlage bei den Bayern kennen. Trägt mit 17 Jahren, zwei Monaten und 27 Tagen dafür nun den Titel des jüngsten HSV-Spielers in der Bundesliga-Geschichte.

Albin Ekdal (28/19/0): Übersteht er die WM, dürfte das Schmerzkapitel Ekdal trotz Vertrages bis 2019 beendet sein.

MITTELFELD

Matti Steinmann (23/8/0): Kam als Student zurück nach Hamburg und wechselte vom Hörsaal in die HSV-Arena. Der einstige U-20-Nationalspieler hat es im zweiten Anlauf über den Umweg U 21 dank Titz in die Bundesliga geschafft.

Vasilije Janjicic (19/7/0): Sorgte in diesem Jahr für mehr negative Schlagzeilen neben dem statt gute auf dem Spielfeld. Muss in der Zweiten Liga jetzt beweisen, dass er die Reife eines Fußballprofis hat.

Walace (23/18/1): Machte am Abstiegs­finalwochenende das, was er am besten kann: Urlaub. In Hamburg hat der möglicherweise beste Fußballer der Mannschaft zu Recht keine Zukunft.

Mohamed Gouaida (24/1/0): Rein, raus, fertig. Kam plötzlich aus dem Nichts und verschwand auch ähnlich schnell wieder von der Bildfläche.

Sejad Salihovic (33/10/1): Muss sich lediglich den Vorwurf gefallen lassen, dass er für die Rolle des Retters ein paar Jährchen zu alt ist. Verhielt sich immer anständig.

Lewis Holtby (27/16/6): Zu gerne hätte man die beste Lusche der Liga erneut auf dem Dach der Trainerbank tanzen gesehen. Nach seinem bärenstarken Saisonendspurt hätte man fast die schwachen dreieinhalb Jahre zuvor vergessen. Fast.

Aaron Hunt (31/29/3): Ist und bleibt ein feiner Fußballer, der seine besten Jahre allerdings hinter sich hat. Und trotzdem: Seine genialen Momente werden den Fans im kommenden Zweitligajahr fehlen.

OFFENSIVE

Nicolai Müller (30/2/1): Wird künftig wohl woanders jubeln (müssen). Beim HSV jedenfalls jubelte er leider einmal zu viel.

Bakery Jatta (19/10/0): Spielte den unorthodoxesten Style der Liga. Hat Zukunft.

Tatsuya Ito (20/20/0): Mit dem kleinsten HSV-Profi gelang einem weiteren Titz-Schüler der sportliche Durchbruch .

Filip Kostic (25/30/5): Als der HSV im Saisonendspurt aufdrehte, drehte der Serbe ab. Ist nach Stuttgart nun mit dem HSV abgestiegen und wird erneut den Club verlassen. Der Flügelflitzer hätte viel mehr Potenzial, als immer nur abzusteigen.

Luca Waldschmidt (21/21/1): Viel mehr als ein Revival-Moment gegen Wolfsburg wollte dem Retter von 2017 in 2018 nicht gelingen. Man darf gespannt sein, ob Freiburg noch ein drittes Mal versucht, den Offensiv-Allrounder zu verpflichten.

André Hahn (27/23/3): Ein guter Junge, aber leider kein so guter Fußballer. Trotzdem sollte man dem guten Jungen und nicht so guten Fußballer viel Glück bei seiner nächsten Station wünschen. Beim HSV hat es nun genauso wenig gepasst wie beim ersten Mal, als er zum Anfang seiner Karriere durchs Raster rutschte.

Sven Schipplock (29/10/0): Arbeitete auch in seiner zweiten HSV-Saison erfolgreich an der Legende des erfolglosesten HSV-Stürmers der Vereinsgeschichte. Legenden hat der HSV viele. Nun hat er aber auch noch eine echte Torloslegende.

Bobby Wood (25/23/2): Für die Verdoppelung seines Gehalts bedankte sich der US-Stürmer mit der Halbierung seiner Torausbeute. Von vielen Enttäuschungen in dieser Saison war Wood die größte.

Fiete Arp (18/18/2): Der hanseatische
Hype um „Uns Fiete“ ließ HSV-Fans im Herbst kurzzeitig von einer großen Zukunft träumen. So schnell sich der Stürmer mit 17 Jahren und zwei Toren in die Herzen schoss, so schnell ereilte ihn nach seinem 18. Geburtstag, Abiturstress, einer verschleppten Grippe und Spekulationen um seine Zukunft die persönliche Erdung. Seine Zukunft liegt wohl beim FC Bayern.

Törles Knöll (20/1/0): 21 Tore in der Regionalliga Nord reichten nicht, um bei den Profis mehr als 17 Minuten Spielzeit zu bekommen. Steigt nach seinem Wechsel nach Nürnberg in die Bundesliga auf.